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Lothar Knopp / Marek Górski (Hrsg.)

Deutschlands Energiewende und Polens Einstieg in die Kernenergie?/Transformacja polityki energetycznej w Niemczech a wdrożenie energii atomowej w Polsce? Eine Bestandsaufnahme/Wgląd w sytuację obecną

Berlin: Logos Verlag 2015; 528 S.; 80,- €; ISBN 978-3-8325-3903-0
Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima beschloss Deutschland, aus der Atomenergie (voraussichtlich diesmal endgültig) auszusteigen; Polen hingegen entschied sich für den Einstieg. Bis 2035 sollen zwei neue Atomkraftwerke entstehen. Angesichts dieser Ausgangslage wurden die Energiepolitiken der beiden Länder in einem deutsch‑polnischen Forschungsprojekt untersucht und in dessen Rahmen zwei Fachkonferenzen abgehalten, die 2014 in Berlin beziehungsweise Stettin stattfanden, von der Technischen Universität Cottbus sowie der Universität Stettin veranstaltet und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Der zweisprachige Sammelband dokumentiert die Vorträge dieser Veranstaltungen. Die Herausgeber schränken im Vorwort die im Buchtitel angedeutete Dichotomie ein: Auch in Polen werde „die Kernenergie nicht als alternativlos angesehen“ (7). Marek G Órski erklärt in seinem Beitrag, dass die „Gewährleistung der […] Energiesicherheit Polens“ (34) ein wesentliches Argument für die Einführung der Atomenergie gewesen sei. Der Einklang mit Sicherheits‑ und Umweltanforderungen spiele im neuen Kernenergieprogramm aber auch eine wichtige Rolle. Als weitere Gründe für die energiepolitische Entscheidung Polens nennt Krzysztof Andrzejewski die notwendige Reduktion von Treibhausgasen infolge der Ratifizierung des Kyoto‑Protokolls. Erneuerbare Energien seien dafür zwar auch geeignet, aber „teuer in der Anschaffung und […] nicht völlig neutral gegenüber der Umwelt [und könnten] angesichts ihres periodischen Charakters nicht als Grundquelle“ (123) der Energieerzeugung betrachtet werden. Der Autor geht auch auf die gesellschaftliche Stimmung gegenüber den AKW‑Projekten ein: Neben „Katastrophenängsten und Gefährdungsgefühlen“, die in der Bevölkerung von „‚Unglückspredigern‘“ (130) weit verbreitet würden, gebe es aber auch eine zunehmende Menge an Befürwortern: „Und das ist sehr gut so! Jede Großinvestition bedeutet vor allem Vorteile, die nicht verleugnet werden dürfen“ (131), so die eindeutige Positionierung Andrzejewskis. Christian Hey widmet sich neben den ökologischen auch den ökonomischen Gründen für den deutschen Atomausstieg: In einer Entwicklung nach Kriterien der „‚starken Nachhaltigkeit‘“ (186) müssten ökologische Ziele wie der Klimaschutz und der Erhalt der Biodiversität Vorrang erhalten. Dies sei nur mit der Energiewende machbar. Allein betriebswirtschaftlich, ohne Risiko‑ und Folgekosten, sei die Atomkrafterzeugung heute zudem schon „30‑50 %“ (194) teurer als Energie aus Windkraft oder Photovoltaik.
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Rubrizierung: 2.22.2632.3432.612.2612.341 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Lothar Knopp / Marek Górski (Hrsg.): Deutschlands Energiewende und Polens Einstieg in die Kernenergie?/Transformacja polityki energetycznej w Niemczech a wdrożenie energii atomowej w Polsce? Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40084-deutschlands-energiewende-und-polens-einstieg-in-die-kernenergietransformacja-polityki-energetycznej-w-niemczech-a-wdrożenie-energii-atomowej-w-polsce_47699, veröffentlicht am 22.09.2016. Buch-Nr.: 47699 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken