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Yong-Il Lee

Die Ausländerbeschäftigung als ein Bestandteil des deutschen Produktionsregimes für die industrielle Wachstumsgesellschaft 1955-1973. Die offene Arbeitsmarktpolitik der BRD im Vergleich mit der geschlossenen Arbeitsmarktpolitik Japans

Berlin: Lit 2011 (Schriftenreihe der Stipendiatinnen und Stipendiaten der Friedrich-Ebert-Stiftung 31); 419 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-8258-0091-8
Diss. Bielefeld; Gutachter: W. Abelshauser. – Unterstützt durch die Investitionen des Marshall-Plans entwickelten sich die beiden Kriegsverlierer Deutschland und Japan binnen zwei Jahrzehnten zu exportorientierten Hightech-Standorten. Durch den Wachstumsprozess der Nationalökonomien stieg die Nachfrage nach Arbeitskräften rapide an. Auf diese Herausforderung fanden die beiden Staaten unterschiedliche Antworten. Während sich die Bundesrepublik Deutschland für eine offene Arbeitsmarktpolitik entschied und der Knappheit durch die gezielte Anwerbung sogenannter Gastarbeiter begegnete, verfolgte Japan eine geschlossene Arbeitsmarktpolitik und versuchte, den Arbeitskräftemangel durch Automatisierung in den Großbetrieben zu kompensieren – dies geschah allerdings bei gleichzeitiger Tolerierung der illegalen Beschäftigung von geringverdienenden Ausländern in Klein- und Kleinstbetrieben. Diese unterschiedlichen Arbeitsimmigrationspolitiken der beiden industriellen Wachstumsgesellschaften bilden den historischen Hintergrund der Studie, die sich der Ausländerbeschäftigung zwischen 1955 und 1973 als einem essentiellen Faktor des bundesrepublikanischen Produktionsregimes widmet und dieses vom japanischen Produktionsregime abgrenzt. Die theoretische Perspektive Lees entwächst einer Kritik der orthodoxen und rationalistischen neoklassischen Ökonomik, welche die Unterschiede in der Arbeitsimmigrationspolitik der beiden Staaten nicht erklären könne, da sie die entscheidenden institutionellen Bedingungsfaktoren außer Acht lasse. Daher analysiert der Autor die unterschiedlichen Entwicklungen ausgehend von der Neuen Institutionenökonomik. Dieser Theorieansatz schlägt – basierend auf den Arbeiten von North, Williamson und Coase – einen weiten soziologischen Institutionenbegriff vor und subsumiert unter dem Begriff der Institution Normen, Traditionen, Gesetze und materielle Organisationen, die menschlichen Interaktionen Regelmäßigkeit verleihen. Aus der Analyse des institutionellen Hintergrunds der beiden Länder zeigt Lee anhand der Beschäftigungsstatistiken des Toyota- und des VW-Konzerns, dass eine Technisierung und damit verbundene Produktivitätssteigerung des deutschen Produktionsregimes durch eine politisch unterstützte Beschäftigung von billigen ausländischen Arbeitskräften blockiert respektive verzögert wurde.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.313 | 2.342 | 2.68 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Yong-Il Lee: Die Ausländerbeschäftigung als ein Bestandteil des deutschen Produktionsregimes für die industrielle Wachstumsgesellschaft 1955-1973. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33347-die-auslaenderbeschaeftigung-als-ein-bestandteil-des-deutschen-produktionsregimes-fuer-die-industrielle-wachstumsgesellschaft-1955-1973_39889, veröffentlicht am 06.10.2011. Buch-Nr.: 39889 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken