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Jörg Föh

Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus nach dem 11. September 2001. Auswirkungen auf das Völkerrecht und die Organisation der Vereinten Nationen

Berlin: Duncker & Humblot 2011 (Schriften zum Völkerrecht 193); 534 S.; 94,- €; ISBN 978-3-428-13464-9
Rechtswiss. Diss. Hamburg; Gutachter: J. A. Kämmerer, D. König. – Die Anschläge vom 11. September 2001 sind in vielerlei Hinsicht zur existenziellen Probe für das Völkerrecht avanciert. Föh untersucht die Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Völkerrechtspraxis und in den internationalen Beziehungen, die vor allem durch die Vereinten Nationen verkörpert werden. Dabei legt er seiner Analyse die These zugrunde, dass derlei Widersprüche zwar nicht neu, jedoch in der „zurückliegenden Stresssituation […] deutlicher und geballter als zuvor zutage getreten [sind]“ (36). Neben der kritischen Dokumentation der Unvereinbarkeit von normativen Ansprüchen und praktischen Umsetzung bezieht er auch die aktuellen Maßnahmen und Reformvorschläge der Vereinten Nationen in seine Untersuchung ein. Föh möchte diese nicht nur analysieren, sondern ebenso fortdenken und darüber hinaus in Form eines Vorschlages die Lücke einer noch immer fehlenden Terrorismusdefinition schließen – ein ambitioniertes Vorhaben, das durchaus gelingt. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die konkrete Analyse einer Reihe von Resolutionen, die als Belege für die expansive Praxis des Sicherheitsrates im Rahmen der Terrorismusbekämpfung gelten. Diese werden sodann am Maßstab der VN-Charta geprüft. Des Weiteren werden die Strategiepapiere der Generalversammlung untersucht, die im Gegensatz zu den Vorlagen des Sicherheitsrates eher inklusiv und präventiv angelegt sind. Die überaus komplexe Arbeit zeigt die verschiedenen Reformdesiderate in den einzelnen Institutionen der Vereinten Nationen auf. Die dringend benötigten rechtlichen und politischen Sicherungen zur Wahrung des institutionellen Gleichgewichts und der stärkeren Legitimation der Verfahren sind erst durch die Anschläge von 2001 und die darauf gefolgten politischen Handlungen deutlich geworden. Föh zeigt aber auch, dass die terroristische Gefahr in der internationalen Gemeinschaft durchaus unterschiedlich wahrgenommen wird. Zur grundsätzlichen Akzeptanz für ein multilaterales Vorgehen fordert er daher einen internationalen Dialog auf gleicher Augenhöhe und die Verständigung auf gemeinsame Bedrohungsanalysen und Handlungskonzepte.
Anja Franke-Schwenk (AF)
Dr. des., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.41 | 4.1 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Anja Franke-Schwenk, Rezension zu: Jörg Föh: Die Bekämpfung des internationalen Terrorismus nach dem 11. September 2001. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34080-die-bekaempfung-des-internationalen-terrorismus-nach-dem-11-september-2001_40855, veröffentlicht am 06.10.2011. Buch-Nr.: 40855 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken