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Martina Neitzke

Die CDU Hessen 1950-1967. Politikentwicklung und Organisationsstrukturen

Wiesbaden: Historische Kommission für Nassau 2010 (Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen 29); 409 S.; 29,- €; ISBN 978-3-930221-22-6
Neitzke behandelt die Entwicklung der hessischen CDU als Oppositionspartei. 1945 begründet und lizenziert, ging die CDU zunächst mit der SPD eine großen Koalition ein, stürzte dann aber in den Landtagswahlen 1950 in der Wählergunst ab und war für mehr als anderthalb Jahrzehnte auf die Plätze der Opposition verwiesen. Werner Hilpert, die führende Persönlichkeit im Gründungskreis der Christlich-Demokratischen Partei in Frankfurt, in der die programmatischen Grundlagen für die hessische CDU gelegt worden waren, zog sich 1952 vom Landesvorsitz zurück. In Anerkennung des großen Wertes, den der hessische Verfassungskompromiss mit der Sozialdemokratie für die demokratische Entwicklung des Landes bedeutete, war er nicht bereit, sich von Bonn aus auf ein Zusammengehen mit der FDP festlegen zu lassen, die diesen Kompromiss fundamental kritisierte. Nach den desaströsen Kommunalwahlen 1952 übernahm Wilhelm Fay den Parteivorsitz. Für die nun folgende Phase bis 1967 stellt Neitzke die Parteientwicklung systematisch und ausführlich vor. Sie beschreibt Organisation, Innenleben und Sonderorganisationen und skizziert die politische Entwicklung entlang der Chronologie der Landtagswahlen 1954, 1958 und 1962 bis zu „Krisenstimmung und Neubeginn“ (209) vor der Landtagswahl 1967. Zudem geht sie auf die Wählerentwicklung im Vergleich zu den Bundestagswahlen ein und schließlich stellt sie die Oppositionsarbeit in der Agrar-, Wirtschafts- und Schulpolitik, ferner in der Landesplanung und im Zusammenhang mit den Wahlgesetzen dar. Ausführliche Angaben zur soziostrukturellen Entwicklung der hessischen Union runden den Band ab. Bemerkenswert ist der methodische Zugriff: Neitzkes Studie basiert auf Nachlässen, Deposita und Parteiakten, die sie mit historiografischer Methode, aber einer politologischen Fragestellung untersucht, indem sie, angelehnt an die politikwissenschaftliche Parteienforschung, zur systematischen Erschließung des archivalischen Materials einen theoriegeleiteten Kriterienkatalog entwirft. Das Ergebnis ist eine gründliche und umfassende Darstellung der Parteigeschichte der hessischen CDU.
Gideon Botsch (GB)
Dr., Dipl. Pol., wiss. Mitarbeiter, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien Potsdam (http://www.mmz-potsdam.de).
Rubrizierung: 2.331 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Gideon Botsch, Rezension zu: Martina Neitzke: Die CDU Hessen 1950-1967. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32897-die-cdu-hessen-1950-1967_39293, veröffentlicht am 13.10.2010. Buch-Nr.: 39293 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken