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Dirk-Claas Ulrich

Die Chimäre einer Globalen Öffentlichkeit. Internationale Medienberichterstattung und die Legitimationskrise der Vereinten Nationen

Bielefeld: transcript Verlag 2016 (Edition Politik 29); 586 S.; kart., 54,99 €; ISBN 978-3-8376-3262-0
Diss. Erfurt; Begutachtung: K. Hafez, S. Brüne. – Gibt es eine globale Öffentlichkeit? Dirk‑Claas Ulrich untersucht diese Frage mithilfe einer Analyse der Medienberichterstattung zu den Vereinten Nationen. Dabei gelangt er zu einem negativen Urteil. Demzufolge kann eine globale Öffentlichkeit allenfalls als Chimäre, das heißt als Trugbild, diagnostiziert werden. Ulrich erkennt eine „Diskrepanz zwischen der oft postulierten Globalverflechtung und einer empirisch‑faktischen Fragmentierung von Globalöffentlichkeit“ (23). Für die Vereinten Nationen stellt dies eine zentrale Herausforderung dar. Denn die „Vertrauenswürdigkeit“ (76) internationaler Organisationen ist eine wesentliche Quelle ihrer Autorität und die Frage einer globalen Öffentlichkeit somit letztlich inhärent mit der Legitimation internationaler Organisationen verbunden. Dies gilt ganz besonders für die Vereinten Nationen, die aufgrund ihres universalen Anspruchs wie keine andere internationale Organisation Globalität repräsentieren. Die „spezifischen medialen Legitimationstendenzen“ (199) der UN sind daher Gegenstand von Ulrichs Analyse. Hierzu untersucht er mittels einer quantitativen Inhaltsanalyse entsprechende Berichte über die UN in den sogenannten Qualitätsmedien. Dabei konzentriert er sich auf Deutschland, Indien, Tansania sowie die USA und beschränkt sich auf den Zeitraum von 2004 bis 2007, um eine mögliche „UN‑induzierte globale Öffentlichkeit“ (210) zu identifizieren. Das Ergebnis ist nach umfassender empirischer Analyse so unterschiedlicher Aspekte wie etwa Sprecher, Themen oder geografische Schwerpunkte ein ganz offen pessimistisches: Die Vereinten Nationen als „potentieller Gravitationspunkt […] verbleiben als tendenziell enigmatisches Konstrukt schemenhaft in einer an sich konstitutiv verflochtenen Weltgeschichte und ‑politik“ (454). Angesichts dieses ernüchternden Resultates erscheint das normative Plädoyer für eine engagierte und kritische journalistische Begleitung der UN und der globalen Politik aus Sicht des Autors dann auch konsequent.
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Rubrizierung: 4.454.3 Empfohlene Zitierweise: Holger Niemann, Rezension zu: Dirk-Claas Ulrich: Die Chimäre einer Globalen Öffentlichkeit. Bielefeld: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39812-die-chimaere-einer-globalen-oeffentlichkeit_48317, veröffentlicht am 07.07.2016. Buch-Nr.: 48317 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken