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Ning Yu

Die Chinapolitik der DDR in den 1980er-Jahren. Eine außenpolitische Strategie in dem Kampf um Weiterexistenz

Hamburg: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg 2015 (http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2015/7566/pdf/Dissertation.pdf); 290 S.
Diss. Hamburg; Begutachtung: D. Wierling, B. Eberstein. – Wenn die Kulturkreise von DDR und Volksrepublik China (VR China) in den 1980er‑Jahren auch stark divergierten, so hatten sie doch eines gemeinsam: In beiden Ländern bestimmte eine kommunistische Partei das staatliche Handeln. Da bislang jedoch nur wenig über die Beziehungen zwischen beiden Ländern bekannt sei, will Ning Yu diese Lücke schließen. Ihr Ziel ist es, „die Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Volksrepublik China vor dem Hintergrund der Epoche des Kalten Krieges zu dokumentieren“ (2), was auch ausführlich geschieht. Yu stützt ihre Darstellung, Analyse und Bewertung auf zahlreiche chinesische und deutsche Artikel, Dokumente und akademische Werke. Sie bezeichnet die Phase der Beziehungen während des Kalten Krieges zwischen der VR China und der DDR als eine „der gegenseitigen Wiederannäherung“ (2). Als Bestimmungsfaktoren für die Beziehungen benennt Yu: die bipolare Weltlage, den beginnenden Verfall und Zusammenbruch der Sowjetunion sowie die politischen und ökomischen Interessen beider Länder. Sie zeigt, wie die DDR‑Führung bereits seit Ende der 1970er‑Jahre vor dem Hintergrund der weltpolitischen Lage begann, eine neue Chinapolitik zu entwickeln und in China eine Politik realisiert wurde, mit der eine politische Öffnung gegenüber anderen Staaten einherging. Mit dem beginnenden Zerfall der Sowjetunion habe sich die DDR‑Führung demnach verstärkt auf die Suche nach einem neuen politischen und wirtschaftlichen Verbündeten gemacht und sei durch die Lockerung der Vormachtstellung der Sowjetunion in ihrer Außenpolitik freier gewesen, sodass sie ihren eigenen Interessen stärker nachgehen konnte. Dabei sei es der DDR‑Führung immer auch um die Stabilisierung ihrer Herrschaft gegangen, betont Yu. Die Einführung der Reformpolitik unter Michail Gorbatschow habe beide Länder noch stärker zusammengebracht, da sowohl die DDR als auch die VR China diese als Bedrohung für die sozialistisch‑kommunistische Bewegung und Angriff auf die Lehre der Einheit von Partei und Staat werteten. Die Beziehungen seien so eng gewesen, dass die chinesische Führung selbst die DDR‑Verbindung zu Taiwan geduldet habe. Als die chinesische Führung dann im Juni 1989 die demokratische Bewegung von Studenten und Bürgern auf dem „Platz des Himmlischen Friedens“ blutig niederschlug, habe sich die DDR‑Führung mit Ersterer solidarisiert.
{JBU}
Rubrizierung: 2.3144.22.68 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Ning Yu: Die Chinapolitik der DDR in den 1980er-Jahren. Hamburg: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39863-die-chinapolitik-der-ddr-in-den-1980er-jahren_48398, veröffentlicht am 28.07.2016. Buch-Nr.: 48398 Rezension drucken