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Inga Emmerling

Die DDR und Chile (1960-1989) Außenpolitik, Außenhandel und Solidarität

Berlin: Ch. Links Verlag 2013; 523 S.; brosch., 49,90 €; ISBN 978-3-86153-725-0
Geschichtswiss. Diss. Halle‑Wittenberg; Begutachtung: P. Hertner. – Die Spuren der Außenpolitik und des Außenhandels der DDR sind kaum noch zu aufzufinden und für die heutige Situation der Bundesrepublik nur von geringer Bedeutung. Will man allerdings die außenpolitische Ausrichtung und die Handlungsspielräume der Bundesrepublik in der damaligen Zeit verstehen, sind sie dennoch wesentlich. Besonders die Beziehungen zwischen der DDR und Chile sind nach Meinung von Inga Emmerling interessant und dies unter anderem deshalb, weil der chilenische Präsident Salvador Allende volle diplomatische Beziehungen zur DDR pflegte, die DDR nach dessen Sturz chilenische Emigranten aufnahm und die chilenische Regierung (auch deshalb) Erich und Margot Honecker nach dem Ende der DDR Asyl gewährte. Das besondere Verhältnis beider Staaten erklärt sich für die Autorin auch durch ideologische Gemeinsamkeiten, in denen die internationale Solidarität einen Ankerpunkt bildete. Für ihre Untersuchung sichtete Emmerling hauptsächlich die Aktenbestände der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, die Akten des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR sowie die Akten des chilenischen Nationalarchivs. Die drei Bereiche der quellengesättigten Arbeit spiegeln die inhaltlichen Besonderheiten der Beziehungen zwischen der DDR und Chile wider: Im ersten Teil über die Außenpolitik werden unter anderem die pseudodiplomatischen Bemühungen der DDR vor der völkerrechtlichen Anerkennung im März 1971 herausgestrichen. Im zweiten Teil befasst sich die Autorin hauptsächlich mit den Wirtschaftsbeziehungen, die – so stellt sie fest – hinter das Primat der Politik zurücktraten. Insbesondere die starken bundesrepublikanischen Bemühungen in Chile verhinderten zunächst einen regen Warenaustausch mit der DDR und auch die schließlich unter Allende geschlossenen bilateralen Verträge zwischen der DDR und Chile wurden wenig später durch den Militärputsch 1973 hinfällig. Der dritte Teil ist der Solidarität mit Chile gewidmet, durch die die DDR nach dem Putsch fast schon gezwungen war, chilenische Emigranten aufzunehmen – und die trotz der hehren Ideale vorrangig als Gefahr für die Stabilität der DDR betrachtet wurden. Hier wird noch einmal der große Einfluss der Ideologie auf die Außenbeziehungen der DDR deutlich, die als einer der Hauptgründe angesehen wird, dass der Staat die chilenischen Flüchtlinge nicht nur aufnahm, sondern ihnen auch „Wohnung und Arbeit gab sowie ihnen Freiheiten ermöglichte, die nicht einmal der eigenen Bevölkerung zustanden“ (13).
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Rubrizierung: 2.314 | 2.65 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Inga Emmerling: Die DDR und Chile (1960-1989) Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38530-die-ddr-und-chile-1960-1989_43601, veröffentlicht am 18.06.2015. Buch-Nr.: 43601 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken