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Juliane Sarnes

Die Demokratie in der Krise? Eine Analyse zur Mediengesellschaft

Marburg: Tectum Verlag 2008; 198 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-9734-2
Die Autorin fragt aus systemtheoretischer Perspektive, ob die zunehmende Medialisierung in Deutschland – wie vielfach behauptet – tatsächlich zu einer Erosion der Demokratie führt. Unter Rückgriff auf die verschiedenen Paradigmen des aktuellen Diskurses über die Wirkungen von Medien untersucht sie, ob die Medien die Politik steuern oder diese umgekehrt von der Politik instrumentalisiert werden. Außerdem bezieht sie die Gruppe der Mediennutzer in die Analyse ein. Sie fragt nach dem Abhängigkeitsverhältnis zwischen Medien und Rezipienten und ob sich Letztere in ihrem politischen Verhalten durch die Berichterstattung der Medien manipulieren lassen. Den Kern der Arbeit bildet eine mehrteilige empirische Untersuchung. Dazu zählt eine quantitative Inhaltsanalyse von 90 Tagesschau-Ausstrahlungen hinsichtlich der Erscheinungshäufigkeit von deutschen Politikern und der Dauer ihrer Darstellung sowie eine qualitative Befragung von Politikern, Medienschaffenden und Rezipienten zu ihrem Verhältnis zueinander. Zur Absicherung ihrer Ergebnisse hat die Autorin ihre Befunde zusätzlich mit den Ergebnissen aus der Sonntagsfrage von „Infratest dimap“ verglichen. Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass Medien und Politik in einem „symbiotischen Tauschverhältnis“ (154) zueinander stehen, das weder zu Autonomieverlusten noch zu Machtgewinnen für eine der beiden Seiten führt. Auch kann die Autorin – und das ist das interessantere Ergebnis – den Vorwurf der Demokratiegefährdung durch eine massenmediale Manipulation der Öffentlichkeit mit ihren Befunden „ein wenig entkräften“ (143). Die Annahme, dass eine politisch einseitige Berichterstattung zu einem veränderten Meinungsklima führt, konnte nicht bestätigt werden. „[A]nstelle von unreflektierter ‚Mediengläubigkeit’ und passiver Berieselung“ konnte die Autorin „eine eher kritische Haltung gegenüber Art und Inhalt moderner, medialer Politikvermittlung, die bis zur Verweigerung der Teilnahme an massenmedialer Kommunikation führen kann“ (152), ausmachen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.333 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Juliane Sarnes: Die Demokratie in der Krise? Marburg: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30891-die-demokratie-in-der-krise_36710, veröffentlicht am 13.10.2009. Buch-Nr.: 36710 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken