Die deutsche Wiedervereinigung im Spiegel der türkischen Tages-Presse
Diss. Publizistik München; Erstgutacher: K. F. Reimers. - Die Untersuchung greift ein ebenso interessantes wie vernachlässigtes Thema auf. Während sich eine Vielzahl von Studien mit den Meinungsbildern von Öffentlichkeit, Medien und Regierungsvertretern in den meisten benachbarten Staaten sowie den Siegermächten zur Wiedervereinigung auseinandergesetzt haben, bleibt die Reaktion nicht direkt involvierter Länder stark unterbelichtet. Güvenç-Meçilioglu nimmt sich dieses Themas am Beispiel der Türkei an und geht davon aus, daß gerade die türkische Berichterstattung zur Wiedervereinigung schon aufgrund der zahlreichen Türken in Deutschland von besonderem Interesse sein müßte. Diese Tatsache erscheint um so interessanter, als die türkischen Zeitungen mit Landes- und Auslandsausgaben (vornehmlich in Deutschland) erscheinen. Eine hilfreiche Einführung in die türkische Presselandschaft ist der Untersuchung vorangestellt. Die Inhaltsanalyse untersucht fünf Zeitungen in den Monaten Oktober und November 1989 sowie Oktober 1990 und nimmt sich so zentraler Ereignisse (Flüchtlingswelle, Maueröffnung, Vereinigung) an. Besondere Erwähnung verdient die Tatsache, daß nicht nur Text-, sondern auch Bildbeiträge systematisch erfaßt werden. Die Berichterstattung der verschiedenen Zeitungen weist nach Güvenç-Meçilioglu eine "hohe Homogenität" (239) auf, und ist überwiegend positiv bzw. wohlwollend gegenüber den Entwicklungen in Deutschland. Auch die In- und Auslandsausgaben unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander. Der mit Tabellen, Schaubildern und Grafiken versehene Band (als Anhang findet sich auch die Wiedergabe des Code-Buches) geht anhand verschiedener Prüfhypothesen sehr systematisch der Verifizierung einiger Grundannahmen nach. Dabei treten jedoch kleinere Ungenauigkeiten auf. So lautet die eingangs formulierte Hypothese: "[D]ie türkische Tagespresse [hat] hinsichtlich ihrer Berichterstattung zur Deutschen Frage ein hohes journalistisches Niveau" (238). In der Bestätigung der These ist jedoch nur die Rede davon, "daß die Einigungsberichte ein gutes journalistisches Niveau aufweisen" (238).