Im Jahr 1999 betrugen die Auslandsschulden aller Entwicklungsländer zusammengenommen mehr als 2.000 Milliarden US-Dollar. Seit Jahrzehnten wird der Kreislauf von Überschuldung, Entschuldung und Neuverschuldung nicht substanziell durchbrochen. Kann dabei das Insolvenzrecht für Staaten eine Lösung sein? Dieser Frage folgte der interdisziplinäre Kongress, der im Januar 2002 in der katholisch-sozialen Akademie Franz Hitze Haus in Münster stattfand. Die Tagung geht zurück auf das Forschungsprojekt „Wirtschaftsethische Beurteilung aktueller Lösungsstrategien zur Überwindung der Internationalen Schuldenkrise" (7) an der Universität Münster, das von der Volkswagen-Stiftung gefördert wurde. Aus der Forschungsfrage ergeben sich für die Beiträge zwei Ebenen: Warum soll entschuldet werden? (Begründungsdiskurs) Argumentationen philosophischer und religiöser Ethiken bieten dazu Möglichkeiten, Gerechtigkeitsdefizite der gegenwärtigen Globalisierungs- und Modernisierungstheorie auszugleichen. Wie soll entschuldet werden? (Anwendungsdiskurs) Die Frage einer völkerrechtlichen Institutionalisierbarkeit des Insolvenzrechts für Staaten und seine moralökonomische Bewertung steht im Mittelpunkt dieser Debatte. Insgesamt bietet das Buch eine anspruchsvolle und fruchtbare Vielfalt von aktuellen Gedanken und Meinungen der deutschen Sozialwissenschaften zum Insolvenzrecht für Staaten. Inhalt: Wilfried Hinsch: Die Verschuldung ärmster Entwicklungsländer aus ethischer Sicht (17-43); Gerhard Kruip: Nicht so bescheiden! (45-53); Angela Kallhoff: Entschuldung: Eine Frage der Gerechtigkeit? (55-61); Thomas Hoppe: Entschuldung aus der Perspektive der Menschenrechte und eines Rechts auf Entwicklung (63-80); Andreas Auprich: Entschuldung, Menschenrechte und das Recht auf Entwicklung (81-87); Norbert Brieskorn SJ: Recht, Menschenrecht, Entwicklung (89-96); Eckart Otto: Sozialethische Programme zur Überwindung nationaler Schuldenkrisen in der Antike und ihre programmatische Bedeutung für die Überwindung der heutigen Internationalen Schuldenkrise (97-121); Rainer Kessler: Verschuldung und Entschuldung - der fremde Blick der Bibel (123-131); Georg Scheuermann: Schuldenerlass im Neuen Testament (133-142); Thomas Kesselring: Entschuldung aus kommunitaristischer Perspektive (143-169); Elmar Altvater: Entschuldung aus kommunitaristischer Perspektive? (171-181); Peter Rottländer: Motivierende ethische Argumentationen: Eine formale Beschreibung von drei Wegen der Argumentation für ein Insolvenzrecht für Staaten im Anschluss an die Moralphilosophie von Michael Walzer (183-189); Detlef Aufderheide: Zur Einführung eines Insolvenzrechts für Staaten - Eine moralökonomische Analyse (191-212); Rolf Eschenburg: Bemerkungen zur moralökonomischen Bewertung eines Insolvenzrechtes für Staaten (213-218); Philipp Hersel: Moralökonomische Bewertung eines Insolvenzrechts für Staaten (219-229); Christoph G. Paulus: Ein Insolvenzverfahrensrecht für Staaten (231-259); Kunibert Raffer: Ökonomische Überlegungen zu einem Insolvenzverfahren für Staaten im Lichte der neuen Diskussion (261-270); Eva Terberger-Stoy: Überlegungen zu einem Insolvenzverfahrensrecht für Staaten (271-281); Thilo Marauhn: Nachhaltiges Schuldenmanagement: Völkerrechtliche Rahmenbedingungen für ein zwischenstaatliches Insolvenzverfahren (283-302).