Skip to main content
Christian Bauer

Die Energieversorgung zwischen Regulierungs- und Gewährleistungsstaat. Die Gasnetzzugangs- und Gasnetzentgeltregulierung durch Bundesnetzagentur und Landesregulierungsbehörden

Berlin: Duncker & Humblot 2014 (Schriftenreihe der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer 225); 311 S.; 89,90 €; ISBN 978-3-428-14405-1
Verwaltungswiss. Diss. Speyer; Begutachtung: E. Bohne, A. Knorr. – Als die Energiemärkte in der EU liberalisiert wurden, versprach man der Öffentlichkeit, dass die Energiekosten durch den verstärkten Wettbewerb sinken würden. Diese Erwartung hat sich beim deutschen Gasmarkt laut Christian Bauer kaum erfüllt. Nach Verzögerungen könne man zwar inzwischen von einem funktionierenden Wettbewerb sprechen, doch noch bestünden erhebliche Netzzugangsprobleme. Der Autor vertritt die Ausgangshypothese, dass nicht eine mangelhafte Umsetzung des EU‑Regulierungskonzepts für die Mängel in Deutschland verantwortlich gewesen sei, sondern das Konzept an sich keine ausreichende Regulierung und Liberalisierung ermöglicht habe. Er fragt in seiner Arbeit daher, welche Liberalisierungsdefizite warum bestanden, welche Rolle Behörden und Marktakteure spielten und welche Verbesserungen am Prozess möglich wären. Hierfür arbeitet Bauer mit rechts‑, sozial‑, und verwaltungswissenschaftlichen Methoden, vor allem mit explorativen Experteninterviews und schriftlichen Befragungen. Im Sinne der Collaborative Governance sei es wünschenswert, so ein Befund, dass alle betroffenen Akteure in den Regulierungsprozess eingebunden werden müssen. So wäre die Einbeziehung der Netzbetreiber aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Komplexität der Gasnetzzugangsregulierung erforderlich gewesen. Allerdings sollte der Prozess „so organisiert sein, dass ein Interessensausgleich zwischen den beteiligten Akteuren stattfindet und der Prozess nicht von bestimmten Akteuren dominiert werden kann“ (68). Bauer resümiert, dass die Gaspreise in Deutschland immer noch überdurchschnittlich hoch seien, es wenig Bereitschaft zur Investition in die Netze gebe und eine Importabhängigkeit bestehe. Solche Liberalisierungsdefizite ließen sich aber nur schwer durch bessere Regulierung beseitigen. Einen positiven Beitrag hätte „ein am Gewährleistungsstaat orientiertes Regulierungskonzept, das sich in informalen Handlungen und Absprachen und der Kooperationsvereinbarung der Netzbetreiber widerspiegelt“ (278), geleistet. Bauers Werk stellt gleichzeitig den Forschungsbericht zur „Untersuchung des Regulierungsverhaltens der Bundesnetzagentur und der Landesbehörden bei der Regulierung des Zugangs zu den Gasversorgungsnetzen“ des Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung Speyer dar, die der Autor zusammen mit seinem Doktorvater Eberhard Bohne durchgeführt hat.
{WDE}
Rubrizierung: 2.343 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Christian Bauer: Die Energieversorgung zwischen Regulierungs- und Gewährleistungsstaat. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38360-die-energieversorgung-zwischen-regulierungs--und-gewaehrleistungsstaat_46673, veröffentlicht am 30.04.2015. Buch-Nr.: 46673 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken