Skip to main content
Heinz-J. Bontrup / Ralf-M. Marquardt

Die Energiewende. Verteilungskonflikte, Kosten und Folgen

Köln: PapyRossa Verlag 2015; 185 S.; 18,- €; ISBN 978-3-89438-574-3
Der Sprecher der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik Heinz‑J. Bontrup und Ralf‑M. Marquardt, beide sind Hochschullehrer in Gelsenkirchen, weisen darauf hin, dass bei der Energiewende zwischen zwei Phasen zu unterscheiden ist: Mit der sogenannten kleinen Wende wird die Zeit vor der Reaktor‑Katastrophe in Fukushima bezeichnet, zu deren Elementen etwa die Ökosteuer oder die Einbindung Deutschlands in das EU‑Emissionshandelssystems zählen, und mit der „beschleunigten Energiewende‘“ (12) ist die Politik nach der Havarie des japanischen Reaktors gemeint. Deren zentralen Ziele sind der Ausstieg aus der Atomenergie, die Dekarbonisierung der Energieversorgung und die Verringerung der Treibhausgasemissionen. Zur Erreichung wurden eine Reihe von Zwischen‑ und Unterzielen festgelegt, die darauf ausgerichtet sind, den Energieverbrauch zu drosseln und gleichzeitig die fossil‑nukleare Energieversorgung durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) aufzufangen. Als Dreh‑ und Angelpunkt der Energiewende sehen die Autoren das Erneuerbare‑Energien‑Gesetz (EEG); es biete eine „Plattform für die Gestaltung der ökologischen Neuausrichtung, für den Ausbau und die Systemintegration“ (13) der EE. Zwar sind seit der Einführung des EEG beträchtliche Kosten entstanden und erhebliche Investitionen werden auch künftig erforderlich sein, um die Energiewende zu finanzieren, jedoch geben die Autoren zu bedenken, dass auch ohne die Energiewende Geld in die Energieinfrastruktur geflossen wäre. Zudem erfüllt sie ihrer Meinung nach einen gesellschaftlichen Nutzen, wie etwa durch die Vorzüge, die aus „wirtschaftsdemokratischeren Strukturen in der Stromerzeugungslandschaft durch mehr Dezentralität [oder] positive Wertschöpfungs‑, Wachstums‑ und Beschäftigungseffekte durch die Investitionen in eine neue Versorgungsinfrastruktur“ (138) entstehen. Außerdem werden – neben der Einsparung von Kosten für Kohlendioxid‑Zertifikate – fossile Brennstoffkosten aufgrund des Einsatzes der EE wegfallen. Auch die Gefahr der Elektrizitätsarmut halten Bontrup und Marquardt für unbegründet. Die Energiewende hinterlasse beim privaten Durchschnittshaushalt „nur eine recht moderate Gesamtwirkung“ (72). Für die Elektrizitätsarmut von Haushalten am unteren Ende der Einkommensskala sei weniger die Energiewende als eine zunehmende „Einkommensarmut in Deutschland“ (139) verantwortlich. Wichtig sei es, Ineffizienzen abzubauen. Dies gelte sowohl für die mangelnde politische Koordinierung zwischen EU, Bund und Ländern als auch für Ineffizienzen in der Förderpraxis – hierzu zähle etwa die Problematik der Überförderung einzelner EE‑Technologien.
{STE}
Rubrizierung: 2.3432.342 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Heinz-J. Bontrup / Ralf-M. Marquardt: Die Energiewende. Köln: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39067-die-energiewende_46971, veröffentlicht am 12.11.2015. Buch-Nr.: 46971 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken