Die Aufmerksamkeit von Politik und Öffentlichkeit im Rahmen des Beitritts der Transformationsländer in die Europäische Union richtet sich vor allem auf ihre Westorientierung und die Erfüllung der Kopenhagener Beitrittskriterien. Aus dem Blick gerät dadurch, daß der Beitritt einiger mittel- und osteuropäischer Staaten in die EU gerade ihre Beziehungen zu ihren östlichen Nachbarn verändert. Die Autoren bezeichnen diese neue Nachbarschaftsbeziehung an der Ostgrenze einer erweiterten EU als direkte Nachbarschaft. Sie "ist ein neues Problem auf der europäischen und regionalen Agenda Osteuropas" (12). Vor allem auf der regionalen Ebene wird sich der Problemdruck durch das Wirtschafts- und Wohlstandsgefälle besonders intensiv auswirken, die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger werden Lösungen suchen müssen. "Das Ungleichgewicht zwischen dem hohen politischen Handlungsdruck und dem geringen Wissen über Schwierigkeiten sowie der Stand der Beziehungen der direkten Nachbarschaft waren Motive für die Vergabe von entsprechenden Untersuchungen an Experten aus den mittel- und osteuropäischen Staaten." (12) So untersuchen die Beiträge die Beziehungen Ungarns, Estlands, Polens, der Tschechischen Republik, der Slowakei und Rumäniens zu den postsowjetischen Staaten. In diesen Nachbarschaftsbeziehungen spielt die Russische Föderation als Rechtsnachfolgerin der Sowjetunion eine Sonderrolle und stellt somit den Schwerpunkt in den Analysen dar. "Im Anschluß an die Bestandsaufnahme der 'historischen Erblasten' erfolgt eine Einschätzung von Entwicklungspotentialen und Lösungsstrategien für die weitgefächerten Probleme der direkten Nachbarschaft zwischen den sich immer mehr an die EU-Standards angleichenden Beitrittsländern und den von politischer Instabilität, ethnischer Polarisierung und wirtschaftlicher Rückständigkeit gezeichneten Anrainerstaaten." (7 f.) Die Befunde der osteuropäischen Experten fallen zumeist positiver aus als die meisten westeuropäischen worst case- Szenarien. Inhalt: Iris Kempe / Wim van Meurs / Barbara von Ow: Direkte Nachbarschaft an der Ostgrenze einer erweiterten EU (9-54). Ungarn: Zsuzsa Ludvig / László Póti: The Foreign and Security Policy Dimensions of the Hungarian-Ukrainian Relations (55-60); Zsuzsa Ludvig / László Póti: Bilateral Economic Relations between Hungary and Ukraine, 1992-1997 (61-76); Zsuzsa Ludvig / László Póti: Cross-Border Co-operation: The Case of the Carpathian Euro-Region (77-82); Klara Czimre: Cultural and Historical Dimensions of the Hungarian-Ukrainian Relationship (88-103). Estland: Eric Terk: Political and Economic Relations with Russia, Belarus and Ukraine (104-123); Eiki Berg: Historical and Cultural Dimensions of Estonia's Relations with Russia (124-144). Polen: Przemyslaw Zurawski vel Grajewski: Die östlichen Nachbarn Polens (145-173); Witold Matwiejczyk: Soziale, historische und kulturelle Aspekte der polnisch-ukrainischen Beziehungen unter dem Gesichtspunkt der EU-Osterweiterung (174-204). Tschechische Republik: Václav Kotyk: Die tschechisch-russischen Beziehungen von heute (205-225). Slovakei: Alexander Duleba: Russia and Ukraine as Eastern Neighbours (226-253); Alexander Duleba: Slovakia's Historical and Cultural Relations with Russia and the Ukraine (254-276). Rumänien: Gabriel Andreescu: Die Beziehungen zu Moldova und Ukraine aus der Perspektive einer zukünftigen Schengen-Grenze (277-303).