Diss. München; Begutachtung: C. Masala, R. Gerdes. – Die Entwicklung im Bereich der maritimen Sicherheitspolitik lässt nach Ansicht von Torsten Albrecht darauf schließen, dass neuartige Rahmenbedingungen und Bedrohungsszenarien den Charakter der Sicherheits‑ und Verteidigungspolitik im 21. Jahrhundert grundlegend ändern werden. Auf der Grundlage einer neorealistischen Konflikttheorie entwickelt er ein Zukunftsszenario und widmet sich den veränderten Faktoren im maritimen Kontext und den daraus voraussichtlich folgenden Konsequenzen für die maritime Sicherheitspolitik vor allem Deutschlands. Sehr ausführlich und aus verschiedenen disziplinären Fachrichtungen trägt Albrecht zunächst die veränderten Rahmenbedingungen zusammen. Dazu gehören unter anderem eine veränderte Eisbedeckungsfläche im Arktischen Ozean, Veränderungen der Meeresnutzung, eine Wasserverknappung und die Reduzierung des Fischbestandes sowie daraus resultierende Migrationsströme. Bedeutender sind jedoch die sicherheitspolitischen Auswirkungen, die sich für Deutschland ergeben könnten. Durch die Veränderungen der Situation beispielsweise im Hinblick auf Rohstoffzugänge, neue Technologien, Handelsströme, die natürliche Umgebung oder auch auf die Existenz neuer friedensbedrohender Akteure wie Piraten seien neue Konflikte denkbar, die für die deutsche Sicherheitspolitik von hoher Bedeutung wären. Die Sicherung freier Handelsströme sowie die Versorgung der Wirtschaftsmärkte über See und die Sicherung der territorialen Souveränität rückten daher immer mehr in den sicherheitspolitischen Vordergrund. Die vermehrt genutzte maritime Energie‑ und Wasserwirtschaft führe zu einer erhöhten Notwendigkeit, die dafür nötige Infrastruktur zu schützen. Für die zukünftige strategische Sicherheitspolitik sei eine Kombination aus Innovationen, Forschungen, politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und eventuell militärischen Handlungsmöglichkeiten notwendig, um politischen Entscheidungsträgern einen Handlungsraum zu bieten und so den zukünftigen Spannungen präventiv zu begegnen. Konkret empfiehlt Albrecht zum Beispiel, dass als Antwort auf das Rüstungsstreben von Schwellenländern ein Raketenabwehrschirm für Nordamerika und Europa eingerichtet werden sollte, um den möglichen sicherheitspolitischen Spannungen zu begegnen. Zudem solle ein gemeinsames europäisches maritimes Lagezentrum mit einem globalen maritimen Sicherheits‑ und Überwachungsnetz eingerichtet werden, um die sicherheitspolitische Lage jederzeit richtig einschätzen zu können.