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Waldemar Hummer (Hrsg.)

Die Finanzkrise aus internationaler und österreichischer Sicht. Vom Rettungspaket für Griechenland zum permanenten Rettungsschirm für den Euro-Raum

Innsbruck/Wien/Bozen: Studien Verlag 2011; 422 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-7065-5108-3
Die Autorinnen und Autoren widmen sich der Finanzkrise der Jahre 2007 bis 2011 aus ökonomischer und juristischer Perspektive. Stephan Schulmeister diskutiert in seinem Beitrag die Ursachen der Finanzkrise grundsätzlich. Für ihn stellt die neue Weltwirtschaftskrise das Ergebnis eines seit 30 Jahren herrschenden Wirtschaftssystems dar: des Finanzkapitalismus. Insbesondere die neoliberale Wirtschaftstheorie und der Vorrang für den Geldwert, die Liberalisierung der Finanzmärkte, die Teilprivatisierung des Pensionssystems sowie generell die Schwächung des Sozialstaats werden von ihm kritisiert. Schulmeister prognostiziert, dass nach der Krise das „Profitstreben wieder auf realwirtschaftliche Aktivitäten gelenkt“ (37) werde. Infolge zunehmender Unsicherheit realwirtschaftlicher Transaktionen, skizziert er die historische Entwicklung, „verlagerten (Industrie-)Unternehmen ihre Aktivität von Real- zu Finanzinvestitionen“ (47). Dadurch habe das Wirtschaftswachstum nachhaltig sinken und Arbeitslosigkeit sowie Staatsverschuldung zunehmen müssen. Der Autor will sich damit einer „neoliberalen Denkweise“ widersetzen: „Wo das Problem auftritt, dort müssen auch seine Ursachen liegen“ (50). Entsprechend kritisch sieht er auch die Arbeitsmarktreformen oder Modelle wie Hartz IV. Jesús Crespo Cuaresma, Octavio Fernández Amador und Martin Gächter befassen sich mit der Frage nach einer europäischen Fiskalpolitik. Die Autoren führen an, dass beispielsweise Kanada und die USA mit dem fiscal federalism über einen Mechanismus verfügen, der externe Schocks, die zu einer Belastung der Währungsunion durch unterschiedliche Wachstumsraten führen können, ausgleiche. Auch für die EU halten sie eine „neue Sichtweise der europäischen Fiskalpolitik“ (114) für notwendig und sprechen sich damit für Fiskaltransfers zwischen den Mitgliedstaaten aus. Dabei betonen sie, dass das jedoch nicht ohne eine Harmonisierung der Steuersysteme erreichbar sein werde. Der Sammelband vereint die Ergebnisse eines Symposiums vom Oktober 2009 an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.43 | 2.4 | 2.262 | 3.5 | 3.1 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Waldemar Hummer (Hrsg.): Die Finanzkrise aus internationaler und österreichischer Sicht. Innsbruck/Wien/Bozen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34258-die-finanzkrise-aus-internationaler-und-oesterreichischer-sicht_41116, veröffentlicht am 15.03.2012. Buch-Nr.: 41116 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken