Der Autor vertritt die These, dass das gegenwärtige Flüchtlingsproblem nicht mehr mit den Mitteln humanitärer Hilfe und auf der Grundlage unseres Asylgesetzes in den Griff zu kriegen ist. Neudeck kritisiert vor allem den unaufgeklärten Umgang mit der Flüchtlingsproblematik. Er wendet sich dabei nicht nur gegen die von konservativer Seite erhobene Forderung einer strikten Begrenzung der Zuwanderung, die er für ökonomisch selbstmörderisch hält, sondern ebenso gegen die linke, multikulturelle Auffassung, eine uneingeschränkte und unkonditionierte Zuwanderung sei möglich: „Seien wir doch ehrlich: eine uneingeschränkte Zuwanderung nach Deutschland ist illusorisch. Wenn wir grundsätzlich für Zuwanderung sind, dann müssen wir wissen, wen wir ins Land holen, auch wenn das einen schmerzlichen Auswahlprozess bedeutet, der vom eigentlichen Asylgedanken wegführt.“ (30) Nach Auffassung Neudecks gibt es noch immer zu viele unaufgeklärte „wohlmeinende Multikulti-Ideologen [...], die jeden Zwang und jede Verpflichtung, die wir den Menschen auferlegen, welche zu uns kommen, für Menschenrechtsverletzungen halten“ (229). An der Einwanderungspolitik der Bundesrepublik kritisiert er nicht nur die aus seiner Perspektive inhumane Drittstaatenregelung, sondern auch die Bindung politischen Asyls an politische Verfolgung durch einen Staat. Mit lobenden Worten erwähnt er die von Rita Süssmuth angeführte Zuwanderungskommission, die 2001 „tatsächlich die Wende von der einseitigen Zuwanderung über den damit auch teilweise missbrauchten Asylparagrafen zu einer wirklich staatlich und gesellschaftlich geregelten Einwanderung gefordert und vollzogen“ (78) habe.