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François Bourguignon

Die Globalisierung der Ungleichheit. Aus dem Französischen von Michael Halfbrodt

Hamburg: Hamburger Edition 2013; 127 S.; 12,- €; ISBN 978-3-86854-263-9
Steigert die Globalisierung das Ausmaß der ungleichen Lebensverhältnisse in der Weltbevölkerung? François Bourguignon, ehemaliger Chefökonom der Weltbank (2003 bis 2007), nähert sich einer Antwort auf diese Frage, indem er die Ungleichheit auf zwei Ebenen analysiert: Einerseits haben die zwischenstaatlichen Ungleichheiten in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen. Wenngleich die Unterschiede immer noch groß sind, so werden die Lebensstandards alles in allem durch die Globalisierung zunehmend ausgeglichener. China ist heute beispielsweise näher an Deutschland als noch vor zwanzig Jahren. Ebenso hat sich der Anteil der Menschen, die in absoluter Armut leben, weltweit reduziert. Die binnenstaatlichen Ungleichheiten andererseits sind durch diverse strukturelle und institutionelle globale Entwicklungen in den meisten Staaten zuletzt stark angestiegen. Zu den wichtigsten Einflüssen zählen hier vor allem die globale Ertragssteigerung des Produktiv‑, Finanz‑ und Humankapitals, der technische Fortschritt, der Wandel der Struktur und der Steuersysteme einzelner Volkswirtschaften sowie die globale Deregulierung der Finanz‑ und Arbeitsmärkte. Beinahe in allen Ländern wird die Schere zwischen Arm und Reich dadurch immer größer, die Auswirkung der Globalisierung auf die Ungleichheit evident. Wie kann man also die Entwicklung ersterer Art weiter fördern, während die binnenstaatlichen Ungleichheiten ausgeglichen werden? Die Lösung führt, nach Bourguignon, genauso über zwei Wege, wobei Umverteilung und Chancengleichheit in beiden Fällen die Schlagworte sind: Zwischenstaatlich muss vor allem den ärmsten Staaten durch Entwicklungshilfe und Öffnung der Märkte zu ihren Gunsten über die Armutsschwelle geholfen werden. Innerstaatlich sollten je nach nationalen Gegebenheiten die Steuer‑ und Lohnentwicklungen kontrolliert werden – eine Globalisierung der Umverteilung also als Reaktion auf die Globalisierung der Ungleichheit. Das Buch bietet insgesamt eine ökonomische Annäherung an diese Thematik, in der viele komplexere Aspekte und Themenfelder letztlich aber nur angedeutet und nicht näher ausgeführt werden.
Vinzent-Vitus Leitgeb (VL)
B.A., Politikwissenschaften, Student im Masterstudiengang des Geschwister-Scholl-Instituts für Politikwissenschaften an der LMU München.
Rubrizierung: 4.45 | 4.43 | 2.61 | 2.67 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Vinzent-Vitus Leitgeb, Rezension zu: François Bourguignon: Die Globalisierung der Ungleichheit. Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36615-die-globalisierung-der-ungleichheit_44700, veröffentlicht am 16.01.2014. Buch-Nr.: 44700 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken