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Jens Husmann-Driessen

Die Ideologiesprache der beiden Volksparteien SPD und CDU in ihrer Grundsatzprogrammatik seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland

Online-Publikation 2006 (http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=982240953); VII, 549 S.
Sprachwissenschaftliche Diss. Duisburg-Essen; Gutachter: U. Schmitz, U. Haß. – Dass im Bundestagswahlkampf der SPD von 1998 weitgehend auf das traditionell sozialdemokratische, ideologische Vokabular verzichtet wurde, geschah vermutlich – so eine These des Autors – aus Rücksicht auf die begehrten Wählerstimmen der sogenannten Neuen Mitte. Daran schließen sich weitere Vermutungen an: Wurde die Wahl deshalb gewonnen, weil Schröder ideologisch „nicht zu fassen“ (2) war und trifft es zu, dass seit der Wiedervereinigung eine generelle Ablehnung von politischen Ideologien zu verzeichnen ist? Zur Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen unternimmt der Autor eine linguistische Textanalyse der entscheidenden Parteiprogramme von SPD und CDU seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Jahr 2002. Anhand einer ausführlichen Untersuchung von allgemeinen Grundwerten (Menschenwürde, Freiheit, Frieden, Demokratie, Gerechtigkeit, Gleichheit, Solidarität) sowie von Begrifflichkeiten (Sozialismus, Soziale Marktwirtschaft) und thematischen Bereichen (Wirtschafts-, Außen-, Umweltpolitik) zeigt sich, wie diese sich im Zeitverlauf veränderten. Der Autor beschränkt sich nicht auf eine rein sprachwissenschaftliche Analyse, sondern stellt den aufgezeigten Wettstreit um Begriffe und Diskurse in den jeweiligen politischen Kontext. Er weist nach, dass die SPD seit Ende der 90er-Jahre einen erheblichen ideologischen Wandel vollzogen hat: Sie „nähert sich nicht nur inhaltlich an ihre politischen Gegner CDU und FDP an, sondern auch sprachlich, d. h., sie verzichtet weitgehend auf ihre eigene Sprache, ihre Symbolwörter, ihre Fahnenwörter, mit denen sie ehedem identifiziert und auch stigmatisiert werden konnte“ (529). Damit habe die linksorientierte SPD-Wählerschaft ihre politische Heimat verloren. Demgegenüber könne die alte CDU-Klientel ihrer Partei „treu bleiben, da sich die Weiterentwicklungen der CDU-Programmatik auch sprachlich in die Gesamtkonzeption eingliedern“ (535).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.331 | 2.333 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Jens Husmann-Driessen: Die Ideologiesprache der beiden Volksparteien SPD und CDU in ihrer Grundsatzprogrammatik seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27291-die-ideologiesprache-der-beiden-volksparteien-spd-und-cdu-in-ihrer-grundsatzprogrammatik-seit-der-gruendung-der-bundesrepublik-deutschland_31949, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 31949 Rezension drucken