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Heiko Geiling (Hrsg.)

Die Krise der SPD. Autoritäre oder partizipatorische Demokratie

Münster: Lit 2009 (Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel 5); 352 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-10134-1
Seit Jahren sei eine „Entstrukturierung des Wählermarkts“ (15), eine „systematische Verschiebung“ (13) des Wählerverhaltens hin zu kurzfristigen Wahlentscheidungen und zum Wechselwählerverhalten zu beobachten – auf Kosten der Unionsparteien, aber vor allem der SPD. Michael Vester und Heiko Geiling, beide Professoren in Hannover, sehen die Ursachen für die Akzeptanzkrise der Volksparteien in deren Kurswechsel von einer „ausgleichenden zu einer wirtschaftsliberalen Sozialpolitik“ (25), den die Wähler überwiegend nicht mitvollzogen hätten. Das Ausmaß der Vertrauenskrise sei allerdings lange verdeckt geblieben. Viele hätten weiterhin murrend ihre Stammpartei gewählt. Im Falle der SPD sei dieser Vertrauensverlust dann spätestens 2003 mit der Vorstellung und Durchsetzung der „Agenda 2010“ sichtbar geworden. Diese sei ohne eine ausreichende innerparteiliche Diskussion und Vermittlung nach außen umgesetzt worden. Zudem habe sie dem Verständnis vieler SPD-Wähler von einer sozialen, demokratischen Politik widersprochen und diese in die Wahlenthaltung getrieben, so Max Reinhardt. Er kritisiert den autoritären Führungsstil von sozialdemokratischen Politikern des rechten Parteiflügels, der eine Distanz zwischen Politikern und Wählern gefördert habe. Im Schlussbeitrag wird konstatiert, dass die Parteielite den gesellschaftlichen Strukturwandel unterschätzt und es versäumt habe, sich mit postmateriellen Werten wie dem Ausbau von Partizipation, der sozialen Sicherung oder der ökologischen Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Profiteure seien Die Linke und die Grünen. Um Wähler zurückzugewinnen, müsse „eine sozialdemokratische Politik der umfassenden Mobilisierung gesellschaftlich-politischer Mitbestimmung“ (23) realisiert werden. Der Sammelband enthält wahl- und organisationssoziologische Analysen aus Hessen und Niedersachsen. Den Ausgangspunkt vieler Beiträge bilden die im Rahmen der politischen Soziologie und politischen Sozialstrukturanalyse in Hannover entwickelten kleinräumigen, auf die sozialen Milieus hin ausgerichteten Untersuchungen der Verschiebungen des Wählerverhaltens.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.331 | 2.332 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Heiko Geiling (Hrsg.): Die Krise der SPD. Münster: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31025-die-krise-der-spd_36877, veröffentlicht am 04.02.2010. Buch-Nr.: 36877 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken