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Alexander Mejstrik / Thomas Hübel / Sigrid Wadauer (Hrsg.)

Die Krise des Sozialstaats und die Intellektuellen. Sozialwissenschaftliche Perspektiven aus Frankreich. Beiträge übersetzt von Britta Pohl, Alexander Meystrik und Thomas Hübel

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2012 (Studien zur historischen Sozialwissenschaft 34); 173 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-593-39642-2
In der öffentlichen Debatte über die Krise des Wohlfahrtsstaats erfüllen die Wissenschaften vielfach eine ambivalente Funktion – dies vor allem, weil die Medien das mit akademischen Positionen verbundene symbolische Kapital dazu nutzen, um Aussagen mit dem Nimbus der wissenschaftlichen Objektivität präsentieren zu können. Zugleich ist die mediale Kommunikation in eine Ökonomie der Aufmerksamkeit eingebunden, die quer zu den Relevanzkriterien der Forschung steht und bei Wissenschaftlern häufig den Eindruck erzeugt, ihre Befunde würden für fremde Zwecke instrumentalisiert. In Frankreich ist die Sensibilität für die unterschiedlichen Rollen, in denen Wissenschaftler öffentlich auftreten – nicht zuletzt durch die Art, in der sich prominente Soziologen wie Michel Foucault und Pierre Bourdieu in Debatten eingeschaltet haben – stärker ausgeprägt als in Deutschland. Vor diesem Hintergrund möchten die Herausgeber in zweifacher Weise zu einem Wissenstransfer aus den französischen in die deutschen Sozialwissenschaften beitragen. Der Band enthält hierzulande wenig bekannte Texte, die sich – orientiert am Bourdieu‘schen Programm der Sozialwissenschaften – mit spezifischen Fragen der Krise des Sozialstaats befassen. Diese Arbeiten – ursprünglich Vorträge einer 2009/2010 in Wien gemeinsam vom Institut für Wissenschaft und Kunst und dem Institut Français de Vienne durchgeführten Veranstaltung – stehen exemplarisch für einen Modus der Vermittlung wissenschaftlichen Wissens, der als Intervention auf eine Veränderung der Spielregeln von Öffentlichkeit zielt. Die in den Beiträgen in unterschiedlicher Intensität durchscheinende Leitfigur ist – in klarer Abgrenzung zum technokratischen Experten – die des kritischen (kollektiven) Intellektuellen (wie Bourdieu). Thematisch sind vor allem die Beiträge anregend, die sich einerseits mit der Bürokratisierung sozialer Dienste (Delphine Serre) sowie der Prekarisierung arbeitsloser Jugendlicher (Isabelle Coutant), andererseits mit Formen intellektuellen Engagements (Gisèle Sapiro) und der öffentlichen Wahrnehmung von Ökonomie und Soziologie (Frédéric Lebaron) befassen.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22 | 2.61 | 5.42 | 5.2 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Alexander Mejstrik / Thomas Hübel / Sigrid Wadauer (Hrsg.): Die Krise des Sozialstaats und die Intellektuellen. Frankfurt a. M./New York: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35339-die-krise-des-sozialstaats-und-die-intellektuellen_42565, veröffentlicht am 02.05.2013. Buch-Nr.: 42565 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken