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Florian Felix Weyh

Die letzte Wahl. Therapien für die leidende Demokratie

Frankfurt a. M.: Eichborn 2007 (Die Andere Bibliothek); 314 S.; 27,50 €; ISBN 978-3-8218-4585-2
Das Buch soll quasi eine Therapie für die gegenwärtige deutsche Form der Demokratie darstellen. Dies geschieht weniger vor einem politikwissenschaftlichen Hintergrund, als aus der Perspektive eines fiktiven Professors der Psychiatrie. Dieser sei, so die ebenfalls erfundene Tochter im Vorwort, kürzlich verstorben und habe ihr in seinem Nachlass ein Manuskript über einen interessanten Fall in seiner Praxis hinterlassen, welches sie nun hiermit veröffentlicht. Der Professor beschreibt darin einleitend, wie er eines Tages von einer Patientin aufgesucht wurde, die unter diffusen Angstzuständen litt. Diese sei Mitarbeiterin in einem Ministerium gewesen und habe ihrer Arbeit nicht länger nachgehen können, weil sie ihr Vertrauen in die Funktionsweise des Staates verloren hatte. Es kommt die Frage auf, wer nun therapiert werden muss: die Frau oder die Demokratie? Als Behandlung schlägt er vor, sich mit ihr auf die Suche nach Alternativen zum herkömmlichen System zu begeben. Im Folgenden beschreibt der Psychiater die Sitzungen, in denen er mit der Patientin Lösungen für ihr Problem entwickelt. Diese umfassen in erster Linie Mechanismen des Wahlrechts sowie die Struktur des Parteiensystems. So soll das Stimmrecht nicht automatisch vergeben, sondern muss durch Leistungen erworben werben. Politiker sollten bei Nichterfüllung ihrer Aufgaben abgewählt werden können und extremistischen Parteien soll durch eine Negativstimme der Zugang zum Parlament erschwert werden. Eine Erhöhung der Repräsentativität könne erreicht werden, indem die Abgeordneten aus der Gesamtheit der Bürger ausgelost würden. Weyhs Vorschläge zur Verbesserung der Demokratie sind sicher kritisch zu hinterfragen. Dies zu tun wird jedoch dem Leser selbst überlassen. Der Autor bedient sich einer ungewöhnlichen Erzähltechnik, mittels derer er auf die Schwächen des demokratischen Systems aufmerksam machen will. Sprachlich in Anlehnung an die Schriften der Aufklärung verfasst, werden durch diese Form des Erzählens tief greifende politische Debatten anschaulich und greifbar gemacht.
Maren A. Kreutler (geb. Becker) (MAB)
M. A., Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.32.32 Empfohlene Zitierweise: Maren A. Kreutler (geb. Becker), Rezension zu: Florian Felix Weyh: Die letzte Wahl. Frankfurt a. M.: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28170-die-letzte-wahl_33123, veröffentlicht am 02.04.2008. Buch-Nr.: 33123 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken