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Elke Leonhard / Wolfgang Leonhard

Die linke Versuchung. Wohin steuert die SPD?

Berlin-Brandenburg: edition q im be.bra verlag 2009; 208 S.; Ln., 19,90 €; ISBN 978-3-86124-633-6
Das Autorenduo diagnostiziert für die deutsche Sozialdemokratie eine bedrohliche „Orientierungslosigkeit“ (12) und legt ein hoch interessantes und gelehrtes Buch zur Geschichte und Gegenwart der SPD vor. Während es in anderen europäischen Staaten vollkommen üblich sei, dass die Sozialdemokratie mit Kommunisten zusammenarbeite, schreiben sie, verhalte sich die SPD, als sei dies eine Existenzfrage, ohne dabei freilich eine konsequente Haltung einzunehmen. So werde es als akzeptabel angesehen im Osten zu koalieren, im Westen jedoch nicht. Die Partei habe so „vor lauter Taktiererei die Orientierung verloren“ (12). Die Autoren fordern die SPD auf, einer linken Versuchung zu widerstehen und die Reformpolitik der Agenda 2010, zu der es keine realistische Alternative gebe, nicht zu verlassen. Denn die Parteienforschung untermauere zudem: „Die Öffnung der SPD nach links kostet in der Mitte doppelt so viele Stimmen“ (136). Der Partei Die Linke werfen die Leonhards vor, „konsequent eine Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit zu verweigern“ (190), was ihre Geringschätzung bürgerlicher Freiheitsrechte offenbare, außenpolitisch einen „deutschen Sonderweg“ (192) zu verfolgen und mit der Kommunistischen Plattform eine Gruppe zu integrieren, die „weiterhin stalinistische Ideen propagiert“ (190). Sie diagnostizieren jedoch auch ein Demokratiedefizit innerhalb der Sozialdemokratie; parteiinterne Meinungsbildungsprozesse blieben zugunsten von „Spindoktoren“ und „Marketingberatern“ (23) auf der Strecke. Dies würde von den generell unterschätzten Wählern durchaus wahrgenommen, so „dass große Teile der gesellschaftlichen Mitte inzwischen davon überzeugt sind, dass Deutschland peu à peu in nach-demokratische Zustände trudelt“ (24), wie auch die Milieuforschung belege. Direktdemokratische Reformen – nicht nur parteiintern – müssten zur Programmatik zählen, dies ließe sich auch aus der Tradition der Partei begründen. Ein „Abbau der demokratisch errungenen Freiheits- und Bürgerrechte, wie er derzeit von der SPD […] flankiert wird“ (197), widerspreche jedoch den Prinzipien der Partei.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 | 2.311 | 2.312 | 2.313 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Elke Leonhard / Wolfgang Leonhard: Die linke Versuchung. Berlin-Brandenburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30543-die-linke-versuchung_36265, veröffentlicht am 16.07.2009. Buch-Nr.: 36265 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken