Wenig überraschend ist die Tatsache, dass die ehemalige Wirtschaftsministerin in der Regierung Modrow und jetzige PDS-Abgeordnete des Deutschen Bundestages die Arbeit der Treuhandanstalt kritisch bewertet. Genauer gesagt, die Art und Weise der Ausführung des von der damaligen Bundesregierung erteilten Auftrages an die Treuhand erregen ihr Missfallen. Eine kleine Kostprobe: "Die Treuhand hat - orientiert und gestützt durch die Politik - die Privatisierung vornehmlich als Auftrag zur Risikoallokation, d. h. zur Zuordnung von reinen und spekulativen Risiken auf bestimmte Wirtschaftssubjekte begriffen. Verteilungsgerechtigkeit zu gewährleisten, sinnvolle Beschäftigung zu sichern oder zu schaffen, regionale Wirtschaftskreisläufe aufrechtzuerhalten waren für sie nebensächliche Aufgaben." (187) Luft stellt die Treuhandanstalt als Instrument und Spiegel der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung dar; sie beschreibt die ökonomische Ausgangslage sowie denkbare wirtschaftspolitische Alternativen, schildert Motive und Vorstellungen der involvierten Politiker wie etwa die des Bundeskanzlers Kohl oder der Treuhandchefin Breuel. Der leidenschaftliche, beißend kritische Stil der Volkswirtin kommt auch in folgendem Zitat zum Ausdruck: "Beim Zusammenwachsen beider Teile Deutschlands dominierte nicht das Bestreben, im Osten eine 'blühende Landschaft' zu kreieren, wie es Bundeskanzler Kohl versprochen hatte. Es walteten zumeist pures Konkurrenzverhalten, Ellenbogengebrauch. Die Lust am Eigentum war in Wollust, in Begierde umgeschlagen." (174) Aus dem Inhalt: Von der Anteilseignerin zur Privatisierungsbehörde; DDR-Wirtschaft im Würgegriff; Handlungsspielräume der Treuhand; Privatisierungsbilanz der Treuhand; Nachfolgeorganisationen der Treuhand; Gab es Alternativen zur Treuhand?; Langzeitfolgen für das deutsche Gemeinwesen; Neuen Horizonten entgegen.