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Ljuba Trautmann

Die Medien im russischen Transformationsprozess - Akteur oder Instrument der staatlichen Politik?

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2002; 620 S.; brosch., 75,- €; ISBN 3-631-39198-6
Die Autorin untersucht den Struktur- und Funktionswandel der russischen Massenmedien von 1992 bis 2001 aus transformations- und akteurstheoretischer Perspektive. Die Hypothese Trautmanns lautet: „Da ein demokratischer Systemwechsel in den neunziger Jahren aber nicht zustande kam, [...] scheiterte auch der Versuch, staatsfreie Medien im Sinne des Public Service mit unabhängigen Journalisten als ‚vierte Macht' im Verfassungsleben und in der politischen Kultur Russlands zu verankern (1992-2001)." (20) Diese Hypothese sieht die Autorin durch ihre Untersuchungsergebnisse bestätigt: Der Transformationsprozess in Russland führte zur Entstehung einer defekten beziehungsweise delegativen Demokratie mit starken Zügen eines autoritären Regimes, in dem die Medien nicht die Funktionen erfüllen, die sie in einem demokratischen System wahrnehmen. „Im postkommunistischen Russland geht es weniger um Medienpolitik im Sinne einer demokratisch-pluralistischen Gesellschaft als vielmehr um die interessenbewusste Mediensteuerung durch einzelne Akteure." (477) Trautmann hat ein - thematisch und zeitlich - weites Feld gründlich und zugleich empirisch fundiert bearbeitet und ist dabei nicht bei einer bloßen Beschreibung stehen geblieben, sondern bietet auch Erklärungen für die beschriebenen Entwicklungen an. Angesichts dieser Vorzüge des Buches fällt es insgesamt nicht zu sehr ins Gewicht, dass es auch einzelne inhaltliche und formale Schwachpunkte aufweist. Beispielsweise ist nicht immer hinreichend klar, ob die Autorin die Russische Föderation als eine delegative beziehungsweise defekte Demokratie oder als eine autoritäre Diktatur versteht. In formaler Hinsicht ist zu bemängeln, dass an mehreren Stellen nicht übereinstimmende Angaben über den Untersuchungszeitraum der Arbeit gemacht werden. Aus dem Inhalt: III. Staatliche Medienpolitik 1991-2001 IV. Mediengesetzgebung: Verfassung, Gesetze, Dekrete und Strafgesetzbuch V. Medienmogule, Staat und Pressefreiheit VI. Werbung VII. Strukturelle Analyse der Medien VIII. Elektronische Medien und Wahlkampf IX. Journalistisches Selbstverständnis und Medienethik
Sven Christian Singhofen (SCS)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaft (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.62 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Sven Christian Singhofen, Rezension zu: Ljuba Trautmann: Die Medien im russischen Transformationsprozess - Akteur oder Instrument der staatlichen Politik? Frankfurt a. M. u. a.: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/19101-die-medien-im-russischen-transformationsprozess---akteur-oder-instrument-der-staatlichen-politik_22182, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 22182 Rezension drucken