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Jan Metzger

Die Milizarmee im klassischen Republikanismus. Die Odyssee eines militärpolitischen Konzeptes von Florenz über England und Schottland nach Nordamerika (15.-18. Jahrhundert)

Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt 1999 (St. Galler Studien zur Politikwissenschaft 22); 478 S.; 76,- DM; ISBN 3-258-06089-4
Politikwiss. Diss. St. Gallen; Gutachter: A. Riklin, J. M. Gabriel. - "Militärhistorisch betrachtet scheinen das Mitglied der Florentiner Landmiliz, der englische Yeoman und der amerikanische Patriot wenig Gemeinsamkeiten aufzuweisen. Von einem politisch-philosophischen Standpunkt aus gesehen verhält es sich anders. Die konzeptionelle Kette res publica - libertas - virtus - militia wurde über Jahrhunderte hinweg vor dem Hintergrund antiker Geschichtsschreibung in vergleichbarer Art und Weise wahrgenommen. Der nostalgische Blick auf den römischen miles war bei vielen Autoren so stark, dass sie gerne bereit waren, über die offensichtlichen Unzulänglichkeiten zeitgenössischer Milizordnungen hinwegzusehen." (411) Diese Orientierung an der Antike ist eines der verbindenden Stränge des Republikanismus generell, und seines Milizsystems insbesondere. Hinzu kommen als strukturelle Merkmale, die Metzger seinen Fallbeispielen voranstellt, die Staatlichkeit des organisierten Milizgedankens (65), die Rekrutierung der Armee aus Einheimischen, und nicht aus ausländischen Söldnern (66), die temporäre und "nebenberufliche" Miliz gegen das stehende Heer (67), die Rekrutierung aus Wehrpflicht statt Freiwilligkeit (77), und letztlich die Universalität der Dienstpflicht an Stelle einer selektiven Pflicht (78). Die einzelnen Fallstudien gehen diesen Elementen nach, wobei nicht primär die reale Existenz der Milizen im Blickpunkt steht, sondern, gemäß der ideengeschichtlichen Ausgestaltung der Arbeit, die theoretische und philosophisch-politische Debatte um die Milizen. Natürlich ist die Fragestellung von den schweizerischen Besonderheiten inspiriert, aber der Band bietet weit darüber hinaus einen willkommenen Beitrag zur Republikanismus-Diskussion. Er stellt gerade in seiner strukturellen Schau über die Zeiten hinweg und in seiner Konzentration auf einen oftmals etwas stiefmütterlich behandelten Aspekt ein schönes Beispiel vergleichender Ideengeschichte dar. Inhalt: I. Die konzeptionellen Grundlagen: 1. Die Methode: Zur Problematik politischer Ideengeschichte; 2. Der Gegenstand: Klassischer Republikanismus; 3. Die Milizidee. II. Der Bürgersoldat im historischen Kontext: 4. Die florentinische Tradition; 5. Die Commonwealth-Tradition; 6. Die "Standing Army"-Kontroverse von 1697-99; 7. Transmission: Cato's Letters und Lord Bolingbroke; 8. Die Milizdebatte in der schottischen Aufklärung; 9. Die Milizidee in der Amerikanischen Revolution; 10. Theorie und Geschichte: Schlussbetrachtung.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.32 | 5.33 | 2.61 | 2.64 | 4.2 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Jan Metzger: Die Milizarmee im klassischen Republikanismus. Bern/Stuttgart/Wien: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11442-die-milizarmee-im-klassischen-republikanismus_13577, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13577 Rezension drucken