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August Benz

Die Moralphilosophie von Thomas Reid zwischen Tradition und Innovation

Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt 2000 (St. Galler Studien zur Politikwissenschaft 23); X, 276 S.; kart., 65,- DM; ISBN 3-258-06167-X
Diss. St. Gallen. - Der Autor untersucht als "Politikwissenschaftler mit starkem Interesse an Ideengeschichte" (16) Reids politisches Denken, und setzt sich in diesem Rahmen auch kritisch mit Thesen anderer Autoren auseinander. Gleich zu Beginn der Arbeit äußert er Zweifel, ob es ein konsistentes, gar ein nennenswertes politisches Denken bei Reid überhaupt gegeben habe - Reids politische Schriften, so der Autor, enthalten "nicht viel Originäres und Innovatives" (8). Zudem ziehe sich mit der vom übrigen Werk scheinbar isolierten Utopie des späten Reid ein Bruch durch dessen politisches Denken, für den keine der früheren Arbeiten eine befriedigende Erklärung habe anbieten können. Benz führt diese Probleme ihrer Lösung zu, indem er seine Interpretation von dem bisher Übersehenen, seiner Überzeugung nach aber entscheidenden Einfluss her entwickelt, den die Stoiker auf Reid hatten. Weitere Einflüsse macht er vor allem in der presbyterianischen Kirche und bei Hume fest - unter Ausklammerung Smiths, den Reid als Schüler Humes behandelt und daher in seiner Hume-Kritik zugleich mit diesem abgetan habe. Benz verwendet den Begriff Moralphilosophie so, wie er in Reids Zeit verstanden worden sei, als man ihm also noch Erkenntnistheorie, Moral und Politik subsumiert habe. Damit will er einen weiteren Mangel früherer Arbeiten korrigieren, die Reids politische Lehre auf dessen politische Theorie beschränkt und ihren praktischen Teil vernachlässigt haben. Inhalt: I. Der geschichtliche Hintergrund zu Thomas Reids Leben und Werk: Schottland und Aberdeen bis zu den jakobitischen Aufständen; Ein zurückgezogenes Leben. II. Die stoischen und presbyterianischen Einflüsse auf die schottischen Aufklärer: Die "Sprachen" der schottischen Aufklärung; Über die Ursprünge der stoischen Lehre; Der "christliche Stoizismus" in der presbyterianischen Kirche; Der stoische Einfluss an den schottischen Universitäten. III. Humes "Theory of Ideas" und Reids Problem mit der Vernunft: Humes Herausforderung; Reids Gegenposition. IV. Reids Moralphilosophie: Die Neudefinition von "Common Sense" und die Rettung der Vernunft; Der Moralsinn und die theoretische Legitimierung der stoischen "Officia"; Die praktische Ethik, die Triade der Pflichten und die Naturrechtslehre; Der Versuch einer politischen Wissenschaft und die Rettung in die Utopie. Schluss: Eine Moralphilosophie zwischen Tradition und Innovation.
Thomas Nitzsche (TN)
M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Thomas Nitzsche, Rezension zu: August Benz: Die Moralphilosophie von Thomas Reid zwischen Tradition und Innovation Bern/Stuttgart/Wien: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/12550-die-moralphilosophie-von-thomas-reid-zwischen-tradition-und-innovation_15003, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15003 Rezension drucken