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Michael Minkenberg

Die neue radikale Rechte im Vergleich. USA, Frankreich, Deutschland

Opladen/Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 1998; 411 S.; kart., 49,80 DM; ISBN 3-531-13227-X
Politikwiss. Habilitationsschrift Göttingen; Erstgutachter: P. Lösche. - Untersuchungen zur vergleichenden Rechtsextremismus-Forschung sind in der Bundesrepublik noch selten. Erst der 1990 publizierte Band von Greß/Jaschke/Schönekäs über die neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa bot eine erste Grundlage. Um so wichtiger ist daher die vorliegende Arbeit, die Kategorien der Parteien- und Bewegungsforschung verwendet. Denn der Autor untersucht das Phänomen der sogenannten "neuen radikalen Rechte[n]" in vergleichender Perspektive, indem er die entsprechenden politischen Bewegungen in Frankreich, den USA und der Bundesrepublik auf parallele Grundmuster hin analysiert. Minkenberg führt damit seine Überlegungen fort, die er bereits in seiner 1990 publizierten Dissertation zur neuen Rechten in den USA ausgeführt hat. Seine Kernthese lautet, daß die neue radikale Rechte aus zwei Wurzeln entstand: nämlich zum einen aus dem Modernisierungsschub sozialen und kulturellen Wandels, der mit dem Jahr 1968 verbunden ist, zum anderen aus spezifischen, aus dem politischen Kontext der einzelnen Länder entstandenen Mobilisierungsphasen. Damit nähme die neue radikale Rechte eine Mittelstellung zwischen dem traditionellen Rechtsextremismus und dem etablierten Neo-Konservativismus ein. Drei Ebenen seines Untersuchungsgegenstandes berücksichtigt Minkenberg: die kulturelle Ebene, in der die rechtsradikale Ideologie und ihre potentielle Resonanz in der Öffentlichkeit bestimmt werden, die strukturelle Ebene, auf der Entstehungsbedingungen, Mobilisierungspotentiale und organisatorische Ausprägungen angesiedelt sind und die prozessuale Ebene, auf der sich die Mobilisierung von öffentlicher Unterstützung und die Interaktion der neuen radikalen Rechten mit ihrem politischen Umfeld abspielen. Diesem analytischen Raster zufolge differenziert der Autor die Phänomene der neuen radikalen Rechten aus. Während in den USA eine bewegungsförmige Ausprägung der neuen radikalen Rechten mit christlich-fundamentalistischen und fremdenfeindlichen Tendenzen anzutreffen ist, konstatiert er in Frankreich mit dem Front National eine parteiförmige Organisation, die das Konzept einer ethnokulturellen französischen Nation in den Mittelpunkt ihrer politischen Tätigkeit stellt. In Deutschland schließlich erkennt Minkenberg die Ideologie eines autoritären und völkischen Nationalismus mit einem schwachen Parteiensektor sowie einer hohen Militanz und Gewaltbereitschaft am rechten Rand des politischen Spektrums. Aus dem Inhalt: I. Rechtsradikalismus: begriffliche und theoretische Grundlegung; II. Nation und System: der historische und politisch-kulturelle Kontext der radikalen Rechten; III. Der rechtsradikale Diskurs: klassische Komponenten und Konturen; IV. Der ethnokratische Diskurs der Neuen Rechten: Rekonstruktion der Kulturnation; V. Rechtsradikalismus und Öffentlichkeit: Zur Identifikation eines Mobilisierungspotentials der radikalen Rechten; VI. Das rechtsradikale Mobilisierungspotential im Übergang von der Alten zur Neuen Politik; VII. Strukturen der neuen radikalen Rechten im Vergleich. VIII. Mobilisierung: die Unterstützung der neuen radikalen Rechten; IX. Interaktion: die neue radikale Rechte im politischen Prozeß.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 2.25 | 2.61 | 2.64 | 2.37 | 2.22 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Michael Minkenberg: Die neue radikale Rechte im Vergleich. Opladen/Wiesbaden: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/7238-die-neue-radikale-rechte-im-vergleich_9661, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 9661 Rezension drucken