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Friedemann Schmidt

Die Neue Rechte und die Berliner Republik. Parallel laufende Wege im Normalisierungsdiskurs

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2001; 400 S.; brosch., 39,88 €; ISBN 3-531-13642-9
Kommunikationswiss. Diss. Berlin. - Schmidt will für den Zeitraum 1990 bis 1995 die argumentatorische Strategie und die Themenkonjunkturen der "Neuen Rechten" exemplarisch anhand einer Analyse der Münchner Zeitschrift Criticón untersuchen. In Anlehnung an Minkenberg definiert er die "Neue Rechte" als "lose[n] Verbund von Intellektuellen, politischen Publizisten und 'Bewegungsunternehmern' [...], die versuchen, unter Berücksichtigung sich wandelnder Dominanzkonstellationen in der politisch-kulturellen Debatte, Anschluß an den Diskurs von Meinungseliten zu gewinnen, über deren Beeinflussung eine Veränderung der politischen Kultur im Sinne einer Entgettoisierung des deutschen Nationalismus herbeizuführen und hierüber in letzter Instanz machtpolitischen Einfluß zu gewinnen" (22 f.). Die Wiedervereinigung Deutschlands sieht Schmidt in den Beiträgen als unmittelbare Herausforderung der "Neuen Rechten" an, die sich sogar von der grundsätzlich zu verfolgenden Linie eines stetigen Bemühens um "kulturelle Hegemonie" im Sinne Gramscis mehr zu aktuellen Einmischungen in die Tagespolitik veranlasst sahen - eine Strategie, die nach der Thematisierung einiger Anliegen (etwa der "Normalisierung" Deutschlands, einer neuen deutschen Außenpolitik etc.) ernüchtert wieder eingestellt wurde. Gewisse Infiltrationen des neu-rechten Themenkanons in die öffentliche Debatte gingen nicht mit der gesellschaftlichen Anerkennung der neu-rechten Protagonisten einher. Die Wirkung der "Neuen Rechten" ist vor diesem Hintergrund "weniger als eigenständiges Projekt zur Rechtsverschiebung des gesellschaftlichen Klimas, sondern vielmehr als komplexes Zusammenwirken eines ideologisch-strategischen Ansatzes mit politischen und gesellschaftlichen Faktoren" (334). Insofern komme es ganz entscheidend auf die Frage an, inwiefern sich der demokratische Konservatismus resistent "gegenüber der nationalistischen Versuchung" (341) zeigen werde. Insofern sei die "Neue Rechte" weniger "Stichwortgeber", sondern "Indikator" der Veränderungen in der politischen Kultur der Berliner Republik.
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 2.331 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Friedemann Schmidt: Die Neue Rechte und die Berliner Republik. Wiesbaden: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16009-die-neue-rechte-und-die-berliner-republik_18331, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18331 Rezension drucken