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Gilles Kepel

Die neuen Kreuzzüge. Die arabische Welt und die Zukunft des Westens. Aus dem Französischen von Bertold Galli, Enrico Heinemann und Ursel Schäfer

München/Zürich: Piper 2004; 398 S.; geb., 22,90 €; ISBN 3-492-04643-6
Ausgehend vom Scheitern des Oslo-Prozesses schildert Kepel, der mit seinem „Schwarzbuch des Dschihad" für Aufsehen gesorgt hat, wie die Konfrontation zweier an sich relativ schwacher Gruppierungen die Weltpolitik bestimmt: Nach dem 11. September übernimmt die amerikanische Politik alle neokonservativen Patentrezepte, während radikale Islamisten um Al Kaida ihre Stellung „islamintern" verbessern wollen. Ihrem Ziel, einen Krieg unter Muslimen zu entfachen, kommen sie durch die amerikanische Invasion des Iraks näher: „Mit dem jetzt auftauchenden Irredentismus von Kurden, Schiiten und Sunniten können neue Verwerfungslinien aufreißen, in denen sich - mit dem bewaffneten Widerstand gegen die Besatzer - die Logik des islamistischen Terrors fortsetzt" (15). Es wird also eine Konfrontation konstruiert, die auch die Muslime innerhalb der westlichen Gesellschaften zwingt, Seiten zu wählen. Angesichts des Scheiterns des „Krieges gegen den Terror" sei es für ein zukünftiges friedliches Miteinander von zentraler Bedeutung, „dass junge Muslime umfassend am bürgerlichen Leben der Demokratie teilnehmen" (359). In Anbetracht der häufig undifferenzierten Wahrnehmung des Islams im Westen stellt Kepels flüssig geschriebene Darstellung eine Bereicherung für alle dar, die sich mit politischen Aspekten der islamischen Welt beschäftigen.
Florian Peter Kühn (KÜ)
Dr., M. P. S., wiss. Mitarbeiter, Institut für Internationale Politik, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 4.414.222.252.632.61 Empfohlene Zitierweise: Florian Peter Kühn, Rezension zu: Gilles Kepel: Die neuen Kreuzzüge. München/Zürich: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/22554-die-neuen-kreuzzuege_25732, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 25732 Rezension drucken