Die Neuerfindung des Raumes. Grenzüberschreitungen und Neuordnungen
Entgegen des Titels und der Verlagsinformation wendet sich der Band fast ausschließlich der Historie des Ostsee‑Raumes zu – so wird die Hanse als eine frühe Form legitimen globalen Regierens identifiziert und die Geschichtspolitik im deutsch‑dänischen Grenzland als ein sehr langer und mühsamer Prozess der Annäherung geschildert. Die Beiträge stammen von Mitgliedern des internationalen DFG‑Graduiertenkollegs 1540 „Baltic Borderlands: Shifting Boundaries of Mind and Culture in the Borderlands of the Baltic Sea Region“ an der Universität Greifswald. Zwar fehlen also politikwissenschaftliche Analysen aktueller Ereignisse, aber der Band bietet eine historische Fundierung gegenwärtiger Prozesse der Verräumlichung: Die „Region [wurde] als Raum seit Adam von Bremen im 11. Jahrhundert bis zur EU‑Ostsee‑Strategie des Jahres 2009 immer wieder neu erfunden“ (11), stellen die Herausgeber fest – „als Missions‑, Handels‑, Herrschafts‑ und Kooperations‑ bzw. Zukunftsregion“ (12). Die kontinuierliche Neukonstitution des Raumes folge dabei nicht nur aktuellen Anlässen zur Lösung von Problemen, sondern beziehe sich zur Konstruktion kollektiver Identitäten auch auf die Vergangenheit.