Skip to main content
Marcel Schmutzler

Die norwegische Friedensdiplomatie in internationalen Konflikten

Münster u. a.: Waxmann Verlag 2009 (Internationale Hochschulschriften 511); 240 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-8309-2036-6
Politikwiss. Diss. Münster; Gutachter: P. Kevenhörster. – Spätestens seit seiner Nahost-Vermittlungsinitiative im Rahmen des sogenannten Oslo-Prozesses Anfang der 90er-Jahre ist Norwegen auch einer breiteren Öffentlichkeit als engagierter Akteur bei der Lösung zwischen- und innerstaatlicher Konflikte bekannt. Diese Studie zeigt, dass es sich dabei weder um den Beginn noch einen Einzelfall der norwegischen Friedensdiplomatie handelt. Mit Ende des Kalten Krieges erfolgte aber ein qualitativer und quantitativer Durchbruch der norwegischen Friedensdiplomatie, der sich auf einen plötzlich vergrößerten Handlungsspielraum der norwegischen Außenpolitik zurückführen lässt. Dass dieser durch die außenpolitischen Eliten des Landes tatsächlich auch genutzt wurde, wird mit dem Druck aus „idealistischem ‚Missionarsimpuls’, verändertem Sicherheitsbegriff und dem Bedürfnis des internationalen und innenpolitischen Bedeutungserhaltes“ (97) erklärt. Sowohl der einführende historische und grundlegende Teil als auch die Einzelfallstudien erweisen sich – nicht zuletzt aufgrund der ausführlichen Sichtung der norwegischsprachigen Literatur – als kenntnisreich und anschaulich. Vertieft wird auf den Oslo-Prozess sowie die Friedensverhandlungen in Guatemala, Sudan und Sri Lanka eingegangen. Daneben wird jene Reihe von Initiativen, die in keinen offiziellen Verhandlungsprozess mündeten (Äthiopien/Eritrea, Haiti, Kolumbien, Mali, Philippinen, Zypern) kurz behandelt. Die Studie zeigt, dass hinter dem „Norwegischen Modell“ keine ausgearbeitete Strategie steckt. Der Erfolg der norwegischen Friedensdiplomatie in den untersuchten Fällen beruht vielmehr auf den – durch unterschiedliche Akteure (staatliche Entwicklungszusammenarbeit, NGOs, außenpolitische Forschungsinstitute) – etablierten langjährigen Kontakten in die jeweilige Konfliktregion sowie dem damit verbundenen Erwerb von Vertrauen.
Thomas Henzschel (TH)
Dr., Auswärtiges Amt, Arbeitsstab Iran.
Rubrizierung: 4.22 | 2.61 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Thomas Henzschel, Rezension zu: Marcel Schmutzler: Die norwegische Friedensdiplomatie in internationalen Konflikten Münster u. a.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30694-die-norwegische-friedensdiplomatie-in-internationalen-konflikten_36457, veröffentlicht am 30.09.2009. Buch-Nr.: 36457 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken