Die politischen Systeme Osteuropas
Um es vorwegzunehmen: Niemand, der sich ernsthaft mit den politischen Systemen Osteuropas befasst, wird in Zukunft auf diesen Sammelband verzichten wollen. Dem an der TU Dresden lehrenden Politikwissenschaftler ist es gelungen, im Anschluss an den ebenfalls von ihm besorgten Band "Die politischen Systeme Westeuropas" (1997, 1999 [siehe ZPol 1/00: 330], Neuauflage 2002) nun eine systematische Beschreibung und Analyse der politischen Systeme des östlichen Europas vorzulegen. In dieser Darstellung finden sich neben den Staaten Mittel- und Osteuropas auch die Länder Südosteuropas, die Türkei und die Mittelmeerinsel Zypern vertreten. Nicht zuletzt unter aktuellen Gesichtspunkten, wie insbesondere der bevorstehenden Osterweiterung der Europäischen Union, war ein solches Unternehmen dringend notwendig. Im Großen und Ganzen folgt die Anordnung der Systematik, die für die Länderstudien in dem Westeuropa-Band angelegt worden war. Allein dadurch erhöht sich der Erkenntnisgewinn beider Werke immens. Die Beiträge der über 20 Autorinnen und Autoren sind regional angeordnet und behandeln folgende Themen: Staatsbildung und Systemtransformation; Verfassungsentwicklung und -prinzipien; Staatspräsident, Regierung und Verwaltung; Parlament, Gesetzgebungsprozess; Wahlsystem und Wählerverhalten; Parteiensystem und innerparteiliche Willensbildung; Interessenvermittlung und Verbandswesen; Massenmedien; politische Kultur und Partizipation; Rechtssystem und Verfassungsgerichtsbarkeit; Regional- und Kommunalpolitik; Internationale Beziehungen. Auf diese Weise kann sich der Leser zügig zu einzelnen Themen orientieren. Ein Fazit beziehungsweise Ausblick rundet die Analysen perspektivisch ab. Die meisten Beiträge berücksichtigen auch in hohem Maße die aus den betreffenden Ländern selbst stammende Fachliteratur. Darüber hinaus weisen die Autoren auf die von ihnen als besonders wichtig erachtete Sekundärliteratur ausdrücklich hin und bieten zugleich - sofern vorhanden - die Internetadressen wichtiger politischer Institutionen der jeweiligen Länder an. Ismayr eröffnet die Studie mit einer komparativen Untersuchung der politischen Systeme in Osteuropa. Es bleibt zu wünschen, dass auf eine ebensolche vergleichende Synthese der Ergebnisse beider Werke zu den politischen Systemen West- und Osteuropas nicht lange gewartet werden muss.
Inhalt: Wolfgang Ismayr: Die politischen Systeme Osteuropas im Vergleich (9-67); Mikko Lagerspetz / Konrad Maier: Das politische System Estlands (69-107); Thomas Schmidt: Das politische System Lettlands (109-147); Joachim Tauber: Das politische System Litauens (149-184); Klaus Ziemer / Claudia-Yvette Matthes: Das politische System Polens (185-237); Karel Vodi?ka: Das politische System Tschechiens (239-272); Rüdiger Kipke: Das politische System der Slowakei (273-308); András Körösényi: Das politische System Ungarns (309-353); Margareta Mommsen: Das politische System Russlands (355-407); Silvia von Steinsdorff: Das politische System Weißrusslands (Belarus) (409-446); Ellen Bos: Das politische System der Ukraine (447-488); Klemens Büscher: Das politische System Moldovas (489-524); Anneli Ute Gabanyi: Das politische System Rumäniens (525-562); Sabine Riedel: Das politische System Bulgariens (563-602); Igor Lukši?: Das politische System Sloweniens (603-638); Nenad Zakošek: Das politische System Kroatiens (639-679); Dušan Relji?: Das politische System Jugoslawiens (681-700); Wolf Oschlies: Das politische System Bosnien-Hercegovinas (701-730); Heinz Willemsen: Das politische System Makedoniens (731-765); Michael Schmidt-Neke: Das politische System Albaniens (767-805); Christian Rumpf / Udo Steinbach: Das politische System der Türkei (807-846); Peter A. Zervakis: Das politische System Zyperns (847-892).