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Sven Jochem (Hrsg.)

Die politischen Systeme Skandinaviens

Wiesbaden: Springer VS 2012 (Lehrbuch); 248 S.; 29,95 €; ISBN 978-3-531-17446-4
Rechtspopulistische Parteien sind in Skandinavien kein Randphänomen. Warum das so ist, wird in diesem einführenden Lehrbuch zu den politischen Systemen von Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden anschaulich beschrieben. Roter Faden der Darstellung ist die Frage nach dem Kern des „nordischen Modells“. Es beschreibt vor allem den Umstand, dass es die tief in die globalen Wirtschaftsstrukturen integrierten Volkswirtschaften Nordeuropas geschafft haben, „ökonomische Globalisierung und Entgrenzung mit einem sozialstaatlichen Modell zu vereinbaren, das umfassend und aktiv soziale Risiken der Menschen absichert, für eine vorzügliche Ausbildung der Menschen sorgt sowie innovative Potenziale freisetzt“ (14). In knapper, aber ausreichender Form zeigt der Autor die historischen Voraussetzungen und Prozesse des nordischen Entwicklungspfades, die in eine bis heute zentrale Rolle des Staates, in Konsens und Pragmatismus sowie in eine starke Geschlechtergleichstellung und besondere gemeinschaftliche Solidarität mündeten. In den Grundzügen erläutert werden Regierungs‑ sowie Wirtschafts‑ und Finanzsysteme sowie die wichtigsten Aspekte von Bildungs‑ und Sozialpolitik, aber auch Außen‑ und Sicherheitspolitik. Vergleichend werden die charakteristischen Wesenszüge des nordischen Modells herausgearbeitet. Aufgezeigt wird aber auch, dass das Modell einem schleichenden Wandel unterliegt, so zum Beispiel in den institutionalisierten Staat‑Verbände‑Beziehungen, die sich weiter durch ein Nebeneinander von (starkem) Wohlfahrtsstaat und starker Zivilgesellschaft auszeichnen – der wirtschaftliche und sozialpolitische Erfolg ist auch hier nicht mehr zum Nulltarif zu haben. Im Gegenteil: die dafür erforderliche „steuerpolitische Solidarität, die steuerpolitische Umverteilungskraft nordischer Staaten wird in jüngster Vergangenheit rapide aufgezehrt“ (168). Die rechtspopulistischen Parteien, die (auch) mit dem Steuerprotestthema groß werden, sind ein deutliches Zeichen für einen schleichen Wandel vom „solidarisch‑universellen Wohlfahrtsstaat“ zum „Wohlfahrtsstaats‑Chauvinismus“ (105) in Skandinavien.
Thomas Henzschel (TH)
Dr., Auswärtiges Amt, Arbeitsstab Iran.
Rubrizierung: 2.61 | 2.2 | 2.21 | 2.22 | 2.262 | 2.263 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Thomas Henzschel, Rezension zu: Sven Jochem (Hrsg.): Die politischen Systeme Skandinaviens Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33444-die-politischen-systeme-skandinaviens_40023, veröffentlicht am 10.01.2013. Buch-Nr.: 40023 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken