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Dirk Axtmann

Die Reform autoritärer Herrschaft in Nordafrika. Verfassungs- und Wahlrechtsreformen in Algerien, Tunesien und Marokko zwischen 1988 und 2004

Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 2007 (Sozialwissenschaft); XVII, 353 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-8350-6073-9
Politikwiss. Diss. Heidelberg; Gutachter: D. Nohlen, Gutachterin: S. Faath. – Seit Ende der 80er-Jahre wurden in Tunesien, Algerien und Marokko zahlreiche institutionelle Reformen durchgeführt, die oftmals vorschnell als Liberalisierung oder Demokratisierung eingeschätzt wurden. Inzwischen besteht in der politikwissenschaftlichen Transitionsforschung weitgehend Konsens darüber, dass bislang in keinem Staat Nordafrikas und des Nahen Ostens ein demokratischer Systemwechsel stattgefunden hat. Wie lassen sich dann der politische Wandel und die durchgeführten Verfassungs- und Wahlrechtsreformen deuten? Axtmann interpretiert diese Entwicklungen als Modifikationen zur Stabilisierung der autoritären Herrschaft und geht von einer steigenden Bedeutung formaler Institutionen in diesem Prozess aus. Er fragt zum einen nach der inneren Logik des jüngsten politischen Wandels und der Anpassungsfähigkeit autoritärer Herrschaft an veränderte Bedingungen. Zum anderen untersucht er die Funktion von politischen Institutionen in autoritären Systemen. Unter Berücksichtung der weitreichenden Erkenntnisse der Transitionsforschung und auf der Grundlage einer weiter gefassten deskriptiv-analytischen Konzeption autoritärer Herrschaft werden zunächst auf abstrakter Ebene grundlegende Reformziele und -optionen erarbeitet und die Zusammenhänge zwischen Verfassungs- und Wahlrechtsreformen herausgestellt. Die theoretisch gewonnenen Aussagen – differenziert entlang von sechs verschiedenen Dimensionen autoritärer Regime – werden dann detailliert am Beispiel der drei Maghreb-Staaten Algerien, Marokko und Tunesien, die verschiedene Varianten autoritärer Herrschaft repräsentieren, empirisch überprüft und weitgehend bestätigt. Axtmann weist u. a. nach, dass es den Staatsführungen mit den eingeleiteten Reformen um „die möglichst effektive Errichtung einer ‚demokratischen Fassade’“ (286) und die Einbindung und Kontrolle der Opposition ging. Insgesamt belegen die Ergebnisse in allen drei Fällen die These von der Bedeutungszunahme formaler Institutionen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.21 | 2.22 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Dirk Axtmann: Die Reform autoritärer Herrschaft in Nordafrika. Wiesbaden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27676-die-reform-autoritaerer-herrschaft-in-nordafrika_32500, veröffentlicht am 07.03.2008. Buch-Nr.: 32500 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken