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Andreas Ralf Fahrner

Die Rolle der russischen Streitkräfte im politischen System der Russischen Föderation

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 1999 (Studien zur Internationalen Politik 2); 365 S.; brosch., 98,- DM; ISBN 3-631-35171-2
Politikwiss. Diss. Universität der Bundeswehr München. - Inwiefern ist die politische Transformation Russlands als erfolgreich zu beschreiben? Inwiefern waren die Streitkräfte der Russischen Föderation von dem Transformationsprozess betroffen und zu welchem Ergebnis hat die Militärreform geführt? Wie sind die Streitkräfte in den Willensbildungsprozess des politischen Systems eingebunden? Fahrner kommt zu dem Schluss, dass die Transformation des politischen Systems Russlands nicht gelungen und auch das Militär als Subsystem davon betroffen sei (311). Die Gefahren, die aus dieser Situation abzuleiten sind, sieht der Autor weniger in der Möglichkeit eines Putsches der Streitkräfte als vielmehr in der Möglichkeit von Unfällen infolge unzureichender Wartung und Instandhaltung des Militärpotenzials sowie in der Problematik der Proliferation. Insgesamt geht Fahrner davon aus, dass das russische Militär aufgrund seines verbliebenen Militärpotenzials und des Weltbildes der politischen sowie der militärischen Führung in seiner Bedeutung nicht zu vernachlässigen sei (340). Inhaltlich ist dem Autor in vielen Punkten seiner Argumentation zuzustimmen. Anhand von drei Fallstudien zu Entscheidungsprozessen im militärisch-politischen Bereich zeigt er etwa, dass die Entscheidungen unter Präsident Jelzin in erster Linie von personalen Faktoren bestimmt wurden und daher vor allem von Erwägungen des Machterhalts Jelzins abhängig waren (327-329). Allerdings fehlt der Arbeit eine klar formulierte Fragestellung. Fahrner formuliert anfangs: "Die Fundamentalnotwendigkeit eines 'Wächterstandes' führt zur Frage, wie die demokratische Ordnung des zivilen Primats angesichts des bewaffneten Monopols der Streitkräfte geschaffen und aufrechterhalten werden kann." (13) Allerdings stellt dies nur den allgemeinen Rahmen für das dar, was tatsächlich untersucht wird. Die eigentliche Frage und die dabei verwendeten theoretischen Ansätze (Transformationstheorie und Analyse des Entscheidungsprozesses) sind für den Leser nur implizit zu erschließen. Hinzu kommt, dass die Lesbarkeit der Arbeit unter einigen formalen Mängeln leidet. So weisen das Abkürzungsverzeichnis wie auch der Haupttext fehlerhaft transskribierte russische Wörter auf ("Glawnoe Uprawlniye" statt Glawnoe Uprawlenie [10]; "Tschereswytschajnaja Komissija" statt Tschreswytschajnaja Komissija [11]; "Roosworuschenije" statt Roswooruschenie [330]); die Operationalisierung der Arbeit ist zum Teil nicht im Haupttext, sondern in den Fußnoten formuliert (Fußnote 22, [22]) und für einige Thesen und Behauptungen, die der Autor aufstellt, fehlen die Belege (folgende These im Schlussteil wird ohne Belege genannt: "Empirische Untersuchungen von Transformationsstaaten belegen jedoch, daß in Ländern ohne breite Reformbasis in der Bevölkerung sich eine zeitlich kurz befristete, semi-autoritäre Herrschaftsordnung für die wirtschaftliche Umgestaltung vorteilhafter auswirkte." [309]) Inhaltsübersicht: I. Die wissenschaftliche Konzeption: I.1 Wissenschaftstheoretische Grundlagen; I.2 Der Staat als Garant der externen und internen Sicherheit; I.3 Theorie und Praxis der Internationalen Politik am Beispiel der RF. II. Die Rolle der Streitkräfte im internen und externen Machtgefüge der UdSSR: II.1 Die Funktion der sowjetischen Streitkräfte; II.2 Das militär-politische Entscheidungssystem der UdSSR. III. Krisenanalysen: Die Streitkräfte als Faktor im politischen Machtkampf: III.1 Die Machtfrage Teil 1: Der Augustputsch August 1991; III.2 Die Machtfrage Teil 2: Der Oktober 1993. IV. Sektorale Trendanalysen: Recht, Wirtschaft, Streitkräftestärke: IV.1 Rechtsordnung und Entscheidungssystem; IV.2 Der Wettbewerb um die Zuteilung finanzieller Ressourcen; IV.3 Die Stärke der russischen Streitkräfte. V. Die Machtfrage Teil 3: Wahlen statt Gewehrläufe (Aufstieg und Fall des General Lebed); VI. Die Rolle der russischen Streitkräfte in ausgewählten Politikbereichen: VI.1 Die russische Westpolitik; VI.2 Die Rolle der Streitkräfte in der russischen GUS-Politik am Beispiel Georgiens; VI.3 Der Tschetschenienkrieg: Entscheidungsfindung, "Chain of Command", Kampfkraft und soziale Lage in den russischen Streitkräften. VII. Synthese, Bewertung und Prognose: VII.1 Die politische und militärische Transformation; VII.2 Das Entscheidungssystem: zivil-militärische Beziehung; VII.3 Hypothesen und Funktionen; VII.4 Bewertungen und Prognose.
Sven Christian Singhofen (SCS)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaft (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.62 | 2.21 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Sven Christian Singhofen, Rezension zu: Andreas Ralf Fahrner: Die Rolle der russischen Streitkräfte im politischen System der Russischen Föderation Frankfurt a. M. u. a.: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11094-die-rolle-der-russischen-streitkraefte-im-politischen-system-der-russischen-foederation_13113, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13113 Rezension drucken