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Christian Machek

Die Rückkehr zu den Ursprüngen der politischen Philosophie. Die katholische Soziallehre, Leo Strauss, Eric Voegelin und die Aktualität des Naturrechts

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2012; 259 S.; kart., 29,90 €; ISBN 978-3-506-77548-1
Diss. Wien; Begutachtung: E. Bader, H. Bergbauer. – Die politikphilosophischen Ansätze von Strauss, Arendt und Voegelin, das was man früher etwas missverständlich die „normativ-ontologische Schule“ nannte, erfahren seit längerer Zeit beachtliches Interesse. Die philosophische Beschäftigung mit Grundsatzfragen, was die Gerechtigkeit oder das Gute denn seien, scheinen eine Parallelentwicklung zu einer sich szientistisch spezifizierenden Politikwissenschaft zu sein. In diesem Gestus, Politik auf das Wesentliche – das gute Leben – zurückzuführen, hat der Autor diese Arbeit geschrieben, in der er die „die ursprünglichen Fragen der menschlichen Existenz“ (19) stellen und beantworten will. Wer also eine differenziert-neutrale Analytik der Schriften Voegelins und Strauss’ erwartet, wird schnell enttäuscht sein; viel zu emphatisch verteidigt Machek die beiden im Namen des „klassischen Naturrechts“ und der Soziallehre der Kirche gegen das, was er „modernes Denken“ nennt. Argumentativ verbindet er Strauss' „Naturrecht und Geschichte“ mit Voegelins „Die Politischen Religionen“, indem er zunächst das klassische Naturrecht und „die“ antike Philosophie rekonstruieren will, dann die Gnosis als modernistischen Einbruch angreift, um nach einem Veriss des „modernen Denkens“ zur Rückbesinnung auf die Alten aufzurufen. Die implizite These der Arbeit der Einheit von „antiker Philosophie“ – gemeint ist ein kaum differenziertes Amalgam aus platonischen Dialogen und aristotelischer Ethik –, christlicher Naturrechtstradition sowie ausgewählter Texte von Strauss und Voegelin ist sowohl sachlich als auch philosophiegeschichtlich unhaltbar. Geflissentlich übergeht Machek, dass etwa die Machiavelliinterpretationen von Strauss und Voegelin völlig konträr sind. Neben solchen vielleicht kleinen Makeln ist an dem nicht sonderlich gut redigierten Buch vor allem bemerkenswert, wie indifferent der Autor sein deutlich durch Johannes Messner beeinflusstes Bekenntnis zum katholischen Antiliberalismus formuliert, etwa wenn er ohne jede politische Kontextualisierung antisemitische Schriften von Carl Schmitt wohlwollend zitiert oder sich treuherzig zu berufsständisch-austrofaschistischen Ideen bekennt. So gesehen verwundert es nicht, wenn der Autor am Ende politisch kaum konkret wird und stattdessen die „Autoritätsquelle der Macht“ (211) und die jede rationale Ordnung überwölbende Mythisierung der Politik feiert.
Frank Schale (FS)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.1 Empfohlene Zitierweise: Frank Schale, Rezension zu: Christian Machek: Die Rückkehr zu den Ursprüngen der politischen Philosophie. Paderborn u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35120-die-rueckkehr-zu-den-urspruengen-der-politischen-philosophie_42274, veröffentlicht am 16.08.2012. Buch-Nr.: 42274 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken