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Heike Amos

Die SED-Deutschlandpolitik 1961 bis 1989. Ziele, Aktivitäten und Konflikte

Göttingen u. a.: Vandenhoeck & Ruprecht 2015; 655 S.; 69,99 €; ISBN 978-3-525-30077-0
Nachdem Heike Amos bereits im Jahr 1999 eine Arbeit zum Thema „Westpolitik der SED 1948/49‑1961“ vorgelegt hat, folgt mit diesem Buch nun eine Fortsetzung der Untersuchung bis zum Fall der Mauer. Der Autorin geht es vor allem darum, die Ziele, Aktivitäten und Wertungen der Politik der SED‑Führung gegenüber der Bundesrepublik Deutschland zu verdeutlichen. Sie zeigt, dass die Deutschlandpolitik der SED „Chefsache“ war: „Die Politik gegenüber der Bundesrepublik Deutschland […] wurde im SED‑Politbüro entschieden. […] Sowohl der erste Sekretär des ZK der SED Ulbricht als auch sein Nachfolger Honecker behielten sich die strategischen Hauptentscheidungen in der Westpolitik vor.“ (589) Das zentrale Ziel der SED‑Deutschlandpolitik habe in „jeder nur möglichen direkten, indirekten bzw. verdeckt‑geheimen politischen Einflussnahme auf die Bundesrepublik zur Beförderung und schließlich zur Durchsetzung der völkerrechtlichen Anerkennung der DDR“ (9) gelegen, schreibt Amos. Diese wurde der DDR von der Bundesrepublik jedoch dauerhaft verwehrt. Trotz dieses gemeinsamen Ziels identifiziert die Autorin Unterschiede zwischen der Ära Ulbricht (bis Mai 1971) und der Ära Honecker (Mai 1971 bis Oktober 1989). Während Ulbricht der Vorstellung eines kommunistischen Gesamtdeutschlands noch nachhing, beschränkte sich Honecker auf die Sicherung der Existenz der DDR als souveräner Staat. Darüber hinaus setzte Ulbricht auf eine Zusammenarbeit mit der SPD und hielt zunächst auch Kontakte zu westdeutschen Kommunisten aufrecht. Honecker hingegen verfolgte das Ziel einer konsequenten Abgrenzung gegenüber der SPD und auch die Kommunisten spielten für ihn keine Rolle mehr. Die Ära Honecker war außerdem, im Gegensatz zu der Ära Ulbricht, von einem besonders regen Austausch politischer Akteure aus beiden Teilen Deutschlands gekennzeichnet. Die Autorin macht in ihrer sehr detaillierten und umfangreichen Analyse immer wieder auch die Handlungsbedingungen der SED‑Führung deutlich. Diese ergaben sich demnach aus dem „Spannungsfeld von sowjetischen Vorgaben und deutsch‑deutscher Konkurrenz“ sowie der „innenpolitischen Entwicklung in der DDR“ (10) und haben die Deutschlandpolitik der SED immer geprägt.
{JBU}
Rubrizierung: 2.3142.313 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Heike Amos: Die SED-Deutschlandpolitik 1961 bis 1989. Göttingen u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39421-die-sed-deutschlandpolitik-1961-bis-1989_47947, veröffentlicht am 18.02.2016. Buch-Nr.: 47947 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken