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Robert Philippsberg

Die Strategie der NPD. Regionale Umsetzung in Ost- und Westdeutschland

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2009 (Münchner Beiträge zur politischen Systemforschung 5); 120 S.; 19,- €; ISBN 978-3-8329-4842-9
Politikwiss. Magisterarbeit München; Gutachter: W. Weidenfeld. – Besitzt die rechtsextreme NPD eine Strategie für Deutschland insgesamt? Gibt es Unterschiede zwischen dem Osten und dem Westen? Findet ein Austausch zwischen Bundes- und Landesverbänden statt? Existiert ein Strategietransfer? Zur Beantwortung dieser Fragen hat Philippsberg u. a. zwölf aktive oder frühere NPD-Funktionäre (überwiegend telefonisch) interviewt. Philippsberg orientiert sich an den theoretischen Prämissen der Politischen-Strategie-Forschung nach J. Raschke und R. Tils und verfolgt die Beantwortung seiner Fragen mit Blick auf den Prozess der Strategiebildung, ein mögliches strategisches Zentrum und ausgewählte strategische Erfolgsfaktoren. Zunächst wird die Entwicklung in Ost-, dann in Westdeutschland, schließlich die Frage des Transfers erörtert. Für die Strategiebildung verweist er auf die vom NPD-Parteivorsitzenden Udo Voigt seit 1997 entwickelten strategischen Leitlinien, die er leider – wie häufig in der einschlägigen Literatur – auf die „erweiterte Drei-Säulen-Strategie“ (46 f.) reduziert, statt diese in einen größeren Rahmen strategischer Grundentscheidungen (u. a. legale systemilloyale Fundamentalopposition, Weltanschauungs- statt Protestpartei, Zielgruppenwahlkampf usw.) einzubetten. Philippsberg identifiziert eine Gesamtstrategie, die nach seiner Einschätzung zwischen Ost und West nicht wesentlich differiert, bleibt bei der Verortung eines strategischen Zentrums vage und im Bereich der Erfolgschancen weithin deskriptiv. Den innerparteilichen Austausch beschreibt er zutreffend als nicht institutionalisiert, ein Strategietransfer sei nicht zu erkennen. Es ist bedauerlich, dass hier theoriegeleitet Strategien der NPD bestimmten vorformulierten Kategorien zugeordnet und dann „dazu passende Vorgänge in der realen Entwicklung“ (55) gesucht werden, statt in einem ersten Durchgang zu analysieren, was denn in der NPD unter Strategie verstanden wird. Die Frage, die Philippsberg aufwirft, gehört zu den wichtigsten offenen Forschungsfragen bezüglich der NPD und bedarf dringend weiterer Erörterung.
Gideon Botsch (GB)
Dr., Dipl. Pol., wiss. Mitarbeiter, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien Potsdam (http://www.mmz-potsdam.de).
Rubrizierung: 2.37 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Gideon Botsch, Rezension zu: Robert Philippsberg: Die Strategie der NPD. Baden-Baden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31394-die-strategie-der-npd_37364, veröffentlicht am 13.10.2009. Buch-Nr.: 37364 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken