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Die strategische Bedeutung von Belarus im Ukraine-Krieg – interne und externe Entwicklungen

28.11.2022
2 Ergebnis(se)
Autorenprofil
Arthur de Liedekerke, M.A.
Autorenprofil
Kira Frankenthal, M.A., M.Sc.
Bild: Kaufdex auf Pixabay.

Weißrussland rückt in den Fokus der strategischen Betrachtungen zum Ukrainekrieg: Aljaksandr Lukaschenka forderte beispielsweise zuletzt Kiew auf, Verhandlungen mit Russland einzugehen, während er einen direkten Einsatz seiner Armee zugunsten Russlands ausschloss.  Diese in SIRIUS - Zeitschrift für Strategische Analysen erschienene Kurzanalyse blickt auf die innenpolitischen Dynamiken und Entwicklungen in Belarus und auf die verstärkte militärische Zusammenarbeit mit Russland seit 2020. (tt)

Eine Kurzanalyse von Kira Frankenthal und Arthur de Liedekerke 

 

Einleitung

Am 24. Februar 2022 wurde die Welt von Russlands brutalem Einmarsch in der Ukraine erschüttert. Die Angriffe fanden nicht nur im Süden und Osten des Landes statt, sondern die russischen Truppen griffen auch die ukrainische Hauptstadt Kiew an. Angesichts der geografischen Nähe Kiews zu Belarus (ca. 160 km Luftlinie) und der Stationierung russischer Truppen auf belarussischem Gebiet im Vorfeld der Offensive wurde schnell klar, dass es sich bei Belarus in diesem Konflikt nicht nur um einen Zuschauer handelt.

Viele Experten sind sich einig, dass der Krieg gegen die Ukraine (beginnend mit der Annexion der Krim im Jahr 2014) nur ein Teil von Russlands langfristigem außenpolitischen Ansatz der Remilitarisierung, des territorialen Revisionismus und damit der strategischen Konfrontation mit dem Westen ist.[1] Während diese Strategie im Fall der Ukraine mit einer offenen militärischen Aggression verfolgt wird, scheint Russland mit einer eher „verdeckten“ Annexion seines westlichen Nachbarn Belarus einen „weicheren“ Ansatz zu verfolgen.

Belarus diente jahrelang als Pufferzone zwischen Russland und dem Westen. Das Land, das seit 1994 von Aljaksandre Lukaschenka regiert wird, hat versucht, einen neutralen Status beizubehalten und sah seine Außenbeziehungen hauptsächlich von opportunistischen Motiven bestimmt.[2] Als der Westen nach den belarussischen Wahlen in 2020 jedoch eine weitere Runde harter Sanktionen gegen Minsk verhängte, wandte sich Lukaschenka für finanzielle und politische Unterstützung an Moskau. Die in diesem Zusammenhang zunehmende Abhängigkeit des Landes von Russland ermöglichte es dem Kreml, das Land politisch, wirtschaftlich und – vor allem – militärisch unter seine Kontrolle zu bringen.

Da Belarus ein direkter Nachbar der EU und der NATO ist, stellt die wachsende Macht Russlands in und über Belarus eine wesentliche Bedrohung für die europäische Sicherheit dar. Dementsprechend ist es wichtig, die Dynamik sowohl in Belarus als auch zwischen Minsk und seinem Patronatsstaat Russland zu verstehen – insbesondere ihre verstärkte militärische Zusammenarbeit seit 2020.

 

weiterlesen

 

1Adomeit, Hannes (2022): Russisch-belarussisches Manöver Sapad-2021: Teil der Kriegsvorbereitungen gegen die Ukraine, Sirius – Zeitschrift für Strategische Analysen, 6 (1), 68–7310.1515/sirius-2022-1007

2Liedekerke, Arthur/Husieva, Olha/Frankenthal, Kira (2022): Pitfalls and Opportunities for an EU-Strategy Towards Belarus. Kiel: ISPK Policy Brief 11

 



cover sirius band 6 heft 4

„Die strategische Bedeutung von Belarus im Ukraine-Krieg – interne und externe Entwicklungen“
SIRIUS – Zeitschrift für Strategische Analysen 
Band 6, Heft. 4-2022, Seiten 432-438, https://doi.org/10.1515/sirius-2022-4007

Dieses SIRIUS-Heft entstand im Jubiläumszeitraum der Stiftung Wissenschaft und Demokratie. Die Stiftung ist seit 30 Jahren tätig und verfolgt mit ihren Einrichtungen und Förderprojekten das Ziel, insbesondere die Politikwissenschaft bei der Lösung praktischer und normativer Probleme der Demokratie zu unterstützen.         

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Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 4.0 International Lizenz.
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Externe Veröffentlichungen

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Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)

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The Institute for the Study of War (ISW)

 

 

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