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Cheng Chang (Hrsg.)

Die Taiwan-Frage im Kontext der strategischen Beziehungen zwischen China und den USA nach dem Kalten Krieg

Berlin: dissertation.de 2009; 309 S.; 53,- €; ISBN 978-3-86624-430-6
Phil. Diss. Freiburg; Gutachter: J. Rüland, H. Weiland. – Der Autor analysiert die strategischen Interessen Chinas, der USA und Taiwans im Taiwan-Konflikt über den Status des Inselstaats. Dabei bewertet er das Verhalten der beteiligten Akteure aus neorealistischer Perspektive. Obwohl China und Taiwan auf wirtschaftlichem Gebiet eng miteinander kooperierten, sei die politische Lage seit der Krise in der Taiwanstraße im Jahr 1995 gespannt. Aus Sicht der Volksrepublik sei Taiwan ein integraler Bestandteil ihres Territoriums und von höchster Bedeutung für die nationale Sicherheit. Außerdem befürchte China – sollte dieser Anspruch auf staatliche Einheit aufgegeben werden – auch die mögliche Loslösung weiterer autonomer Provinzen wie Tibet, Xinjang oder der Inneren Mongolei. China würde dann 42 Prozent seines Territoriums verlieren, mit schwerwiegenden Folgen u. a. für die Schwer-, Rüstungs- und Raumfahrtindustrien. Damit ist aus Sicht des Autors das Interesse Chinas, die Anerkennung der taiwanesischen Unabhängigkeit zu verhindern, gerechtfertigt. In Anlehnung an die neorealistische Prämisse, dass jeder Staat seine nationale Selbsterhaltung als höchstes Staatsziel anstrebt, schließt Cheng allerdings aus taiwanesischer Sicht die Möglichkeit einer friedlichen Wiedervereinigung mit China kategorisch aus, da diese die Auslöschung der staatlichen Existenz des Inselstaates bedeuten würde. Aber auch die USA, die in Taiwan ein wichtiges Glied ihrer Balance-of-Power-Politik im asiatisch-pazifischen Raum sowie ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Demokratisierung sehen würden, schrieben dem Land eine große strategische Bedeutung zu und begriffen sich als Schutzmacht. Sollte China eine gewaltsame Annexion Taiwans versuchen, würden sich im Ernstfall zwei Atommächte gegenüberstehen. Aus dieser brisanten Gemengelage schließt Cheng, dass alle beteiligten Akteure ein großes Interesse daran haben, den Status quo in der Taiwanfrage noch möglichst lange beizubehalten.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.22 | 2.68 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Cheng Chang (Hrsg.): Die Taiwan-Frage im Kontext der strategischen Beziehungen zwischen China und den USA nach dem Kalten Krieg Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32034-die-taiwan-frage-im-kontext-der-strategischen-beziehungen-zwischen-china-und-den-usa-nach-dem-kalten-krieg_38209, veröffentlicht am 11.05.2010. Buch-Nr.: 38209 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken