Skip to main content
Alexander Tacer

Die territoriale Struktur Spaniens. Der Weg zum asymmetrischen Föderalismus

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2010 (Schriften der Deutsch-Spanischen Juristenvereinigung 34); 433 S.; 77,80 €; ISBN 978-3-631-59882-5
Rechtswiss. Diss. Frankfurt a. M.; Gutachter: R. Hofmann, M. Bothe. – Die territoriale Struktur Spaniens und damit verbunden die Aufteilung der Kompetenzen zwischen dem Oberstaat und seinen regionalen Einheiten sind selbst für den kundigen Föderalismusforscher schwer zu durchschauen. So ist tatsächlich heute noch strittig, ob es sich um einen Bundesstaat oder doch eher um einen stark – und eben asymmetrisch – dezentralisierten Einheitsstaat handelt. Der Autor kommt trotz der historisch gewachsenen zentralistischen Struktur zu dem überzeugenden Ergebnis, dass Spanien „als ein föderales System zu qualifizieren ist“ (344). Allerdings handelt es sich seiner Ansicht nach um den angehenden Prototypen eines asymmetrischen Föderalismus, der von einer ungleichen Kompetenzverteilung zwischen den Gebietskörperschaften geprägt ist. Diese Verteilung befindet sich zudem seit der Redemokratisierung Spaniens in stetem Wandel. Ein bezeichnendes Beispiel für die nach entsprechenden Forderungen der Regionalregierungen zunehmende Stärke einzelner Regionen ist, dass etwa in Katalonien der Unterricht hauptsächlich in Katalanisch abgehalten werden darf. Das hat zur Folge, dass Schüler aus anderen Provinzen nach einem Umzug Schwierigkeiten haben, dem Unterricht zu folgen, was wiederum die Mobilität innerhalb des Landes behindert. Anders als in anderen Bundesstaaten, man denke nur an die Diskussion in Deutschland, wird dieses Problem aber allgemein billigend in Kauf genommen – ein höheres Autonomieniveau bei Gebietskörperschaften mit ausgeprägten Traditionen der Eigenständigkeit erhöht nach allgemeiner Auffassung deutlich deren Bereitschaft, im Staatsverband zu verbleiben. Tacer gelingt es, beim Leser ein tiefer gehendes Verständnis für diese spezielle Entwicklung in Spanien zu erzeugen. Ein paar Tabellen (etwa über Bevölkerungsstrukturen, Finanzverteilungen etc.) und Karten (zur territorialen Struktur des Landes) hätten die Anschaulichkeit seiner Darstellung allerdings noch erhöht.
Sven Leunig (SVL)
Dr., Politologe, Akademischer Rat, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.svenleunig.de).
Rubrizierung: 2.61 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Sven Leunig, Rezension zu: Alexander Tacer: Die territoriale Struktur Spaniens. Frankfurt a. M. u. a.: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32885-die-territoriale-struktur-spaniens_39280, veröffentlicht am 19.10.2010. Buch-Nr.: 39280 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken