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Irene Khan

Die unerhörte Wahrheit. Armut und Menschenrechte. Aus dem Englischen von Edith Nerke, Jürgen Bauer und Fee Engemann

Frankfurt a. M.: S. Fischer 2010; 319 S.; 22,95 €; ISBN 978-3-10-041514-1
Die ehemalige Generalsekretärin von Amnesty International plädiert in diesem Buch für die Durchsetzung weltweiter Grundrechte. Dabei betont sie einleitend, dass sie den bereits vorhandenen Kampf gegen die globale Armut durchaus honoriert. Jedoch seien die Mittel des Schuldenerlasses, des Mikrokreditwesens, des fairen Handels oder der Wirtschaftshilfe einfach nicht ausreichend. Die von ihr genannten Zahlen sind durchaus bekannt, aber in ihrer schlichten Auflistung auch immer wieder ernüchternd: mindestens 963 Millionen Menschen leiden Hunger, 1 Milliarde Menschen lebt in Slums, jede Minute stirbt eine Frau bei der Geburt ihres Kindes und 2,5 Milliarden Menschen leben ohne hygienische sanitäre Einrichtungen. Für Khan liegt der Schlüssel zur Lösung des Problems der Armut nicht allein in der Wirtschaft. Definiere man Armut allein über die Höhe des Einkommens, beschränke man den Blickwinkel durch eine zu starke Fokussierung auf das Wirtschaftswachstum. So wachse z. B. in Bangladesch das Nationaleinkommen seit 1990 kontinuierlich und dennoch stieg im gleichen Zeitraum die Zahl der unterernährten Kinder. Ein höheres Einkommen garantiere eben nicht mehr politischen Einfluss oder den Schutz vor Diskriminierung, der Bau von Schulen bedeute nicht, dass Mädchen dort gleichen Zugang fänden, bessere Erträge der Bauern schützten diese nicht vor Ausbeutung durch Großgrundbesitzer. Damit formuliert die Autorin schließlich eine politische Forderung für die Armen, „sie brauchen auch mehr Macht“ (279). Dazu sollten nach Meinung Khans die USA und China endlich den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, kulturelle und soziale Rechte ratifizieren und außerdem bedürfe es eines globalen Aktionsplans unter dem Aspekt der Menschenrechte. Dies hätte den Vorteil, so ihre schlüssige Argumentation, dass diese Ziele eben anders als die Millenniumsziele nicht als bloße Versprechungen, sondern als Rechte betrachtet würden, die eingelöst werden müssten.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.42 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Irene Khan: Die unerhörte Wahrheit. Frankfurt a. M.: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32522-die-unerhoerte-wahrheit_38812, veröffentlicht am 19.07.2010. Buch-Nr.: 38812 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken