Diss. phil. Rostock; Begutachtung: W. Müller, M. Niemann, G. Heydemann. – Die personellen, strukturellen und inhaltlichen Veränderungen innerhalb der schulischen und akademischen Landschaft bildeten einen maßgeblichen Pfeiler bei der Errichtung des SED‑Regimes. Eine ganze Reihe von DDR‑Bürger_innen reagierte auf die Parteibeschlüsse unter anderem mit öffentlichem Protest und Flucht. Anita Krätzner widmet sich in ihrer Dissertation der Situation in den Hochschulen direkt vor und nach dem Mauerbau und untersucht die Universitäten in Berlin (HU), Leipzig, Dresden, Rostock, Jena, Greifswald und Halle/Wittenberg. „Die Frage dieser Arbeit zielt darauf, wie die handelnden Personen an den Universitäten nach dem Mauerbau auf diesen [Konflikt zwischen dem Streben nach neuen Erkenntnissen und dem von der SED vorgegebenen starren Wertesystem] und die politischen Programme, die damit in Verbindung standen, reagierten und welche Folgen das für die Instanzen von Staat und Partei, die Universitäten und deren Angehörige hatte“ (3). Hierfür nimmt die Autorin die Funktionsträger_innen, die Wissenschaftler_innen und die Studierenden als Akteur_innen in den Blick und sichtet die – teilweise nur sehr lückenhaft vorhandenen – Akten der ZK‑Abteilung Wissenschaften, der Universitäten, der Universitätsparteileitungen und des MfS. Außerdem hat sie – sofern möglich – Zeitzeug_innen befragt. Im ersten Teil der Arbeit skizziert Krätzner zunächst den historischen Kontext und die politischen Rahmenbedingungen, um dann die Situation an den Universitäten sowie die Reaktionen der einzelnen Akteur_innen möglichst genau zu rekonstruieren. Innerhalb dieses größten Parts der Dissertation kann sie den Universitäten Gesichter verleihen und, soweit möglich, die Reaktionen einzelner Funktionsträger_innen und Wissenschaftler_innen, aber auch die Haltungen vieler Studierender nachzeichnen. Der dritte, als Vergleich angelegte Teil dient gewissermaßen dazu, die in der zweiten Hälfte des Jahres 1961 angewandten Taktiken darzulegen, was Krätzner durch entsprechende Beispiele aus den einzelnen Universitäten veranschaulicht. Mit ihrer Analyse untermauert die Autorin insgesamt die Ergebnisse zeithistorischer Studien und hält fest: „Die Frage, ob die Universitäten 1961 in der DDR nach dem Willen der SED funktionierten, lässt sich eindeutig mit Nein beantworten“ (251).