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Ingar Solty

Die USA unter Obama. Charismatische Herrschaft, soziale Bewegungen und imperiale Politik in der globalen Krise

Hamburg/Berlin: Argument 2013 (Argument Sonderband N. F. AS 312); 343 S.; brosch., 23,- €; ISBN 978-3-86754-312-5
Ingar Soltys „Momentaufnahmen“ (12) sollen „zu einem besseren Verständnis der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse in den USA“ (11) unter Präsident Obama beitragen. Dabei tritt er bereits zu Beginn mit einer die politische Stoßrichtung offenlegenden These an: „ein Präsident, der als Präsident der Transformation angetreten oder wenigstens von vielen Beobachtern für einen solchen gehalten worden ist, [wird] von zukünftigen Historikern – nach Lage der Dinge – als derjenige Präsident eingeordnet werden […], der, anstatt den Neoliberalismus, der die kapitalistischen Gesellschaften der Welt in ihre größte Krise seit den 1930er Jahren führte, zu überwinden, ihn mit Staatshilfe restauriert und vertieft hat“ (12 f.). Die gesamte Analyse Soltys ist denn auch als eine Kritik an Obama im Speziellen und den (kapitalistischen) USA im Allgemeinen zu verstehen. Solty kommt dabei aber keinesfalls oberflächlich und pauschal daher, sondern führt eine Vielzahl statistischer Werte auf und rekapituliert die jüngsten geschichtlichen Entwicklungen und politischen Ereignisse, interpretiert diese aber von einem marxistischen Standpunkt. Freilich bleibt aus diesem Blickwinkel wenig Positives vom 2008 auch von den Linken umjubelten Präsidenten übrig. Obama hat nach Ansicht Soltys ein technokratisches Politikverständnis, sein Politikstil ist „ein auf Ausgleich mit dem politischen Gegner und den ökonomischen Mächten hinauslaufender Zentrismus“ (17). Er verdanke seine Präsidentschaft gerade nicht der Existenz und Mobilisierung von Unter‑ und Mittelschichten, sondern „eher der tiefen Krise des Neoliberalismus und US‑Imperialismus und damit der politischen Rechten“ (133). Zwar erkennt Solty auch eine „kulturelle Liberalisierung“ und eine damit einhergehende „Säkularisierung“ (312), Obama verspreche in seiner Siegesrede nach der Wiederwahl auch Inklusion und Chancengleichheit, aber für Solty sind diese Entwicklungen keineswegs als Verbesserung anzusehen, sondern im Vergleich zu Westeuropa eher als „nachholende Modernisierung“ (312).
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.64 | 2.22 | 2.23 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Ingar Solty: Die USA unter Obama. Hamburg/Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35882-die-usa-unter-obama_43769, veröffentlicht am 27.06.2013. Buch-Nr.: 43769 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken