Einführungen in das politische System der Bundesrepublik Deutschland sind notwendigerweise entlang der Verfassungsordnung des Grundgesetzes konzipiert. Grundlage kann dabei nicht nur der Verfassungstext selbst sein. Ebenso grundlegend sollten Verfassungsdarstellungen aus juristischer Sicht in den Blick genommen werden. Ein sachumfassendes wie informatives Beispiel dafür bietet diese Publikation von Werner Heun, Direktor des Instituts für Allgemeine Staatslehre und Politische Wissenschaften der Universität Göttingen. Auf der Grundlage der historischen Traditionen und Erfahrungen des Konstitutionalismus in Deutschland werden zunächst die fünf Staatsstrukturprinzipien (Demokratie-, Rechtsstaats-, Sozialstaats-, Republik- und Bundesstaatsprinzip) dargestellt. Die umfangreichsten Kapitel gelten dem Entscheidungssystem (Gewaltenteilung und parlamentarisches Regierungssystem, Regierung und Verwaltung) und dem Grundwertesystem. Der Band bietet damit formal einen klassischen Durchgang durch das politische System Deutschlands, basiert jedoch sehr stark auf der in der Politikwissenschaft leider allzu oft nur in zweiter Linie berücksichtigten juristischen Fachliteratur. Das zeigt nicht nur ein Blick in die Literaturbelege und -verweise der zahlreichen Fußnoten. Auch das Register ist ein staatslehre-begriffliches Stichwortverzeichnis. Und eine besondere Fundgrube bietet das Entscheidungsverzeichnis von rund 200 Urteilen v. a. des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR), des Europäischen Gerichtshofes (EuGH), des Bundesverfassungsgerichtes und des Bundesgerichtshofes. Überaus spannend und weiterführend sind zudem die zahlreichen Vergleichsbezüge zum Vereinigten Königreich, zu Frankreich und den USA. Der Band ist damit nicht nur eine Bereicherung der Literatur zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland, sondern nicht weniger auch zur vergleichenden Regierungslehre.