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Klaus Stüwe / Eveline Hermannseder (Hrsg.)

Die Wiedervereinigung geteilter Nationen. Erfahrungen aus Deutschland und Perspektiven für Korea

Berlin: Lit 2011 (Kulturelle Ökonomik 10); 316 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-11253-8
Seit 1997 veranstalten die Sogang-Universität in Seoul und die Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle Mönchengladbach beziehungsweise seit 2007 die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt jährlich deutsch-koreanische Kolloquien, die sich mit der Frage und dem Problem der Wiedervereinigung geteilter Nationen beschäftigen. Dieser Sammelband enthält die Beiträge der im September 2009 abgehaltenen Tagung in Seoul. Die Wissenschaftler, Diplomaten und Zeitzeugen erörtern politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Voraussetzungen für staatliche Wiedervereinigungsprozesse. So stellt Anton Rauscher heraus, dass Deutschland insgesamt recht gute Voraussetzungen für die Wiedervereinigung hatte: Durch Westfernsehen und Reiseberichte von Rentnern verfügten die DDR-Bürger über alternative Informationen, sodass Unzufriedenheit aufkam und Reformforderungen laut wurden. Wenngleich der Westen nicht auf einen so schnellen Zusammenbruch des kommunistischen Systems vorbereitet war und im Osten unrealistische Erwartungen an einen wirtschaftlichen Erfolg herrschten, bejaht die Mehrheit der Deutschen die Einheit. Um die Entwicklungen zwischen November 1989 und Oktober 1990 zu vollenden, empfiehlt Rauscher eine Neuorientierung des Denkens, sodass nicht mehr die vorhandenen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen im Vordergrund stehen, sondern die gemeinsamen Grundwertüberzeugungen und die ähnliche persönliche Lebensführung. Das Problem der zwar formal bestätigten, aber dennoch nicht vollendeten Wiedervereinigung greift auch Nils Goldschmidt auf. Er reflektiert die bisherigen Erfahrungen mit dem Prozess der deutschen Einheit und versucht diese für gegebenenfalls zukünftige Wiedervereinigungsbemühungen fruchtbar zu machen. Hierbei streicht der Autor unter anderem heraus, dass die Abläufe eine „geradezu autonome politische Dynamik“ (237) entwickeln. Diese haben einen nachhaltigen Einfluss auf die Gestaltung des neuen Staates, was u. a. auch durch systemische Veränderungen (neue Bundesländer, Entstehung der LINKEN) oder eine geänderte Policy-Agenda (stärkerer Fokus auf Sozialpolitik, beispielsweise mit Blick auf die Kinderbetreuung) deutlich wird.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.2 | 2.3 | 2.32 | 2.315 | 2.342 | 2.68 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Klaus Stüwe / Eveline Hermannseder (Hrsg.): Die Wiedervereinigung geteilter Nationen. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35418-die-wiedervereinigung-geteilter-nationen_42693, veröffentlicht am 03.01.2013. Buch-Nr.: 42693 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken