Im 60. Jahr des Bestehens der NATO herrscht unter den Mitgliedern große Uneinigkeit über die Funktion und die zukünftige Rolle des Bündnisses. Wie weit soll der Transformationsprozess von einem reinen Verteidigungsbündnis zu einem Instrument der Krisenintervention mit globaler Verantwortung gehen? Welches sind heute und in den kommenden Jahren die größten Bedrohungen und welche Aufgaben leiten sich aus diesem sicherheitspolitischen Umfeld für die NATO ab? Ist sie noch der vorrangige Ort für politische Konsultation und Kooperation in den transatlantischen Beziehungen oder eine ausschließlich militärische Organisation? Müssen die finanziellen und militärischen Lasten der einzelnen Mitglieder neu verteilt werden und was leitet sich daraus für die politische Partizipation dieser Länder in der Allianz ab? Was bedeutet heute die Beistandverpflichtung gemäß Art. 5 und welche operativen Konsequenzen hat dies zur Folge? Und schließlich: Wie definiert die NATO ihre Rolle gegenüber anderen internationalen Organisationen und Schlüsselpartnern? Auch der letzte Gipfel im April 2009 hat in diesen Fragen nur bedingt Klarheit geschafft und ob das neue strategische Konzept, das im Herbst 2010 verabschiedet werden soll, einen entsprechenden Konsens stiften kann, bleibt abzuwarten. Im Rahmen des Bergedorfer Gesprächskreises diskutierten Politiker, Diplomaten und Experten aus verschiedenen NATO-Mitgliedsstaaten und Russland sowie Vertreter der NATO im Juni 2008 die aktuelle Verfassung und die Zukunft der Allianz. Dieser kleine Band dokumentiert die einführenden Beiträge und den Verlauf der Debatten.