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Jörg-Detlef Kühne / Peter Neumann / Christopher Schmidt (Hrsg.)

Direkte Demokratie unter Berücksichtigung der Kommunen der Weimarer Republik, überarbeiteter Nachdruck von Lee Seifert Greene: "Direct Legislation in Germany, Austria and Danzig"

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Studien zur Sachunmittelbaren Demokratie 10); 219 S.; brosch., 44,- €; ISBN 978-3-8487-0037-0
„[E]ven in highly centralized countries, no real understanding of political life can be attained except through a minute dissection of local situations and solutions“ (19), begründete Lee Seifert Green seine Dissertation über die Ausgestaltung der direkten Demokratie in der Weimarer Republik. Diese an der Universität Wisconsin angefertigte Schrift war „mehr als 70 Jahre – von 1934 bis 2007 – unbekannt“ (9) und wird nun vom Deutschen Institut für Sachunmittelbare Demokratie an der TU Dresden leicht überarbeitet publiziert – gerade weil die Politikwissenschaft in Deutschland zwischen den beiden Weltkriegen praktisch nicht existierte, besitzt diese Analyse aus US‑amerikanischer Sicht einen großen historischen und politikwissenschaftlichen Wert. Sie profitiert von den guten Deutschkenntnissen des Autors, die seiner Literaturauswahl zugutekamen: Er nutzte Gesetzestexte und Redeprotokolle sowie eine Vielzahl von deutschsprachiger Sekundärliteratur. Obwohl die Arbeit vor acht Jahrzehnten verfasst wurde, sind die genutzten Formulierungen noch immer äußerst verständlich und der Forschungsgegenstand von andauernder Aktualität. Untersucht wird die Direktdemokratie auf allen Ebenen des politischen Systems, wobei Lee Seifert Green zunächst die Positionen der Parteien hinsichtlich direktdemokratischer Verfahren vergleicht: Die (extremen) rechten Parteien seien tendenziell gegen direkte Demokratie und bevorzugten stattdessen eine mächtige Exekutive und eine starke Zweite Kammer. Die (extremen) linken Parteien würden die entgegengesetzte Ansicht vertreten, während die Sozialdemokratische Partei Deutschlands und die Zentrumspartei die direkte Demokratie grundsätzlich goutierten, aber vor einer zu extensiven Nutzung warnten. Sehr detailliert untersucht Lee Seifert Green die vorhandenen Spielarten, Anwendungshäufigkeiten und Quorenregelungen der Direktdemokratie in der Weimarer Republik und setzt die Verfassungsorgane dazu in Beziehung. In den beiden letzten Kapiteln werden die Mängel der deutschen Direktdemokratie aufgezählt und nach Gründen für das Ende der Weimarer Republik im Jahr 1933 gesucht. Zusammenfassend stellt Lee Seifert Green nicht ohne Enttäuschung fest: „[T]he faults of direct legislation as found in German law may serve to symbolize the unresolved discords of the entire Weimar system“ (164).
Stefan Müller (SMÜ)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Trinity College Dublin.
Rubrizierung: 2.3112.42.612.21 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Jörg-Detlef Kühne / Peter Neumann / Christopher Schmidt (Hrsg.): Direkte Demokratie unter Berücksichtigung der Kommunen der Weimarer Republik, überarbeiteter Nachdruck von Lee Seifert Greene: "Direct Legislation in Germany, Austria and Danzig" Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37423-direkte-demokratie-unter-beruecksichtigung-der-kommunen-der-weimarer-republik-ueberarbeiteter-nachdruck-von-lee-seifert-greene-direct-legislation-in-germany-austria-and-danzig_43443, veröffentlicht am 21.08.2014. Buch-Nr.: 43443 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken