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Christoph Behrens (Hrsg.)

Diversity Concepts – Diversity Politics

Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2016 (Politica 105); 173 S.; 76,80 €; ISBN 978-3-8300-8911-7
Der aus einem deutsch‑indonesischen Symposium an der Universität Kiel im Mai 2015 hervorgegangene Sammelband ist dem komplexen und wandelbaren Verhältnis von Hetero‑ und Homogenität in den beiden Gesellschaften gewidmet. Dabei zeigen die Autor_innen, dass die mit Demokratie, neoliberaler Wirtschaft und Moderne einhergehende Auflösung historisch gewachsener Kategorien immer ambivalent ist: Einerseits eröffnet sie eine Vielzahl neuer Lebensmöglichkeiten und kollektiver wie individueller Identitäten, andererseits erzeugt sie ein „Leiden der Unbestimmtheit“ (Axel Honneth) für diejenigen, die sich dem Prozess der Selbstbestimmung nicht aussetzen können, weil ihnen dazu das soziale oder kulturelle Kapital fehlt. Dies verdeutlicht etwa Ade M. Wirasenjaya anhand der jüngeren indonesischen Geschichte, in der das autoritäre Regime bis 1998 eine Machtstrategie der „top down ordered homogenization“ (83) verfolgt habe, um eine kollektive indonesische Identität zu erzeugen. Im mittlerweile demokratisierten Land lebten die auf diese Weise sozialisierten Menschen in einer „cultural shock situation“ (86), während der möglich gewordene Streit zwischen diversen politischen Gruppen gewalttätige Konflikte provoziere und die Konsolidierung der neuen Demokratie erschwere. Am Beispiel der Provinz Yogyakarta kann Sugito wiederum zeigen, wie demokratische Prinzipien sowie traditionelle Werte und Konfliktlösungsstrategien gemeinsam durchaus eine auf Pluralität und soziale Inklusion bedachte Ordnung erzeugen können. Zentraler Gegenstand der zwölf Artikel ist immer wieder die Frage nach der Konstruktion der Geschlechter. So könne laut Anja Henningsen die mediale Allgegenwärtigkeit und Kommerzialisierung sexueller Identitäten etwa beim Online Dating die „neosexual revolution“ (31) in Deutschland bremsen: „if it results in sexual performance pressure“ (35). Der Band zeigt, dass die sozialwissenschaftliche Kernfrage nach Aus‑ und Einschlussmechanismen für die Analyse gesellschaftlicher Entwicklung von zentraler Bedeutung ist – selbst wenn sie für so unterschiedliche Staaten wie Deutschland und Indonesien gestellt wird.
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Rubrizierung: 4.422.342.362.272.262.68 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Christoph Behrens (Hrsg.): Diversity Concepts – Diversity Politics Hamburg: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39965-diversity-concepts--diversity-politics_48415, veröffentlicht am 04.08.2016. Buch-Nr.: 48415 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken