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Michael Jonas / Ulrich Lappenküper / Oliver von Wrochem (Hrsg.), unter Mitarbeit von Christine Eckel

Dynamiken der Gewalt. Krieg im Spannungsfeld von Politik, Ideologie und Gesellschaft. Festschrift für Bernd Wegner

Paderborn: Ferdinand Schöningh 2015; 407 S.; 49,90 €; ISBN 978-3-506-77939-7
Im Kontext der zahlreichen Turns in den Kultur‑ und Sozialwissenschaften in den vergangenen Jahrzehnten hat auch und gerade die Militärgeschichte in Deutschland eine programmatische Erneuerung erfahren. Zu den maßgeblichen Protagonisten dieser Entwicklung gehört der langjährige Professor für Neuere Geschichte an der Hamburger Helmut Schmidt‑Universität der Bundeswehr, Bernd Wegner. Anlässlich seines 65. Geburtstages liegt nun eine Festschrift vor, deren international tätige Beiträger_innen aktuelle Forschungsfragen präsentieren und neue Perspektiven aufzeigen. Die Untersuchungen sind schwerpunktmäßig dem Dreiecksverhältnis Krieg – Politik – Gesellschaft gewidmet, darüber hinaus geht es um den Ersten und Zweiten Weltkrieg, die deutsche Außenpolitik im 20. Jahrhundert sowie aktuelle kulturhistorische Forschungsprogramme. Zeitlich und räumlich werden dabei weite Bögen gespannt, die von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart und von Skandinavien bis nach Ostasien und Zentralafrika reichen. Politikwissenschaftlich relevante Bezüge finden sich in einer Reihe von Beiträgen. Jun Nakata etwa untersucht ordnungspolitische Debatten in Japan zwischen den 1930er‑ und 1950er‑Jahren. Ein Schlüsselbegriff hierbei war das Schlagwort des Korporatismus. Mit der Niederlage im Zweiten Weltkrieg und der folgenden Besatzung verloren entsprechende Konzepte massiv an Bedeutung und spielten in der öffentlichen Debatte seit Ende der 1940er‑Jahre schnell keine Rolle mehr. Den Einfluss einer Kriegsniederlage auf die nationale Identitäts‑ und Erinnerungspolitik untersucht Jean‑Paul Cahn mit Blick auf das französische Verhältnis zum Algerienkrieg. Erst in den 1990er‑Jahren fanden die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung einen größeren Nachhall in der Öffentlichkeit – wirkliche gesellschaftliche Debatten über die von beiden Seiten verübten Gewalttaten finden aber bis heute kaum statt. Fragen der Außenpolitik der Bundesrepublik verhandelt etwa Markus Eikel in seiner Betrachtung der Beziehungen zu Uganda unter dem Diktator Idi Amin in den 1970er‑Jahren. Menschenrechtspolitische Interventionen spielten keine prominente Rolle, zumal entsprechende Instrumente und Erfahrungen zu dem Zeitpunkt fehlten. Entwicklungshilfe wurde demonstrativ jedoch nur in bescheidenem Umfang gewährt, sodass die zeitgenössische Unterstellung einer großen Nähe der bundesdeutschen Diplomatie zum Regime für den Autor keine Bestätigung findet.
{MUN}
Rubrizierung: 1.34.14.212.232.612.672.682.3112.3122.313 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Michael Jonas / Ulrich Lappenküper / Oliver von Wrochem (Hrsg.), unter Mitarbeit von Christine Eckel: Dynamiken der Gewalt. Paderborn: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38726-dynamiken-der-gewalt_47296, veröffentlicht am 06.08.2015. Buch-Nr.: 47296 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken